Gedenken im November

Im November wird an den kirchlichen Feiertagen (Allerseelen am 2. November in den katholischen Kirchen) und am Ewigkeitssonntag (25.November in den evangelischen Gemeinden) der Verstorbenen gedacht. Während dieses Gedenken meist sehr persönlicher Natur ist, wird das Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938 kirchlich und gesellschaftlich in großer Gemeinschaft getragen. In diesem Jahr noch einmal mit einem besonders intensiven Charakter. Zu Gedenkveranstaltungen – nicht nur an den ehemaligen Synagogenstandorten im Kreis Altenkirchen – rufen (oft in Kooperationen) Kommunen, Kirchen, Parteien, Vereinen und Gewerkschaften auf.

 

Die Synode unseres Kirchenkreises, die traditionell am zweiten Novemberwochenende tagt, hat ihr Gedenken zu Beginn der Synodaltagung am Samstag, 10. November, 9 Uhr, im Betzdorfer Gemeindehaus „Auf dem Bühl“ angesetzt. Der leitende Kirchenrat, Pfarrer Dr.  Volker Haarmann (EKiR/Düsseldorf) wird mit seinem Impulsreferat „80 Jahre Pogromnacht und Antisemitismus heute“ die Synode in die Thematik einführen.

Im Vorfeld des Pogromgedenkens wurde in den Gottesdiensten in der gesamten Evangelischen Kirche im Rheinland am Sonntag, 4. November, eine Kanzelabkündigung von Präses Manfred Rekowski verlesen:

Vor achtzig Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, brannten Synagogen und jüdische Gemeindehäuser.

Mehr als die Hälfte aller Synagogen oder Gebetshäuser auch bei uns im Rheinland wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Juden und Jüdinnen wurden ermordet, gedemütigt und verhaftet. Viele unserer Gemeindeglieder damals beteiligten sich an diesen Verbrechen oder nahmen sie hin. Nur sehr wenige widerstanden. „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“ (Sprüche 31,8) Dieses widerständige Wort hatte Dietrich Bonhoeffer bereits Jahre vor der Pogromnacht als klares Handlungskriterium an unser Kirche-Sein geknüpft: „Wer weiß denn das heute noch in der Kirche, dass dies die mindeste Forderung der Bibel in solchen Zeiten ist?“, schrieb er schon 1934.

Unser Gedenken an das Verbrechen des 9./10. November 1938 und an die Schrecken der Shoa verpflichtet uns, auch heute entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft einzustehen. Dass Juden und Jüdinnen in Deutschland ohne Angst leben können, gehört zu unserer christlichen Identität. Wer sich gegen Jüdinnen und Juden wendet, greift die Grundlage unseres christlichen Glaubens an. Daher danke ich für alles Engagement bei den Gedenkveranstaltungen in diesen Tagen und ermutige Sie: Treten Sie weiterhin ein für Begegnungen mit jüdischen Gemeinden in Ihrer Nachbarschaft. Es ist ein Segen, dass wir diese Gelegenheiten heute nach allem, was geschehen ist, wiederhaben.

Und: Stehen Sie auf und widersprechen Sie, wo Judenhass oder Fremdenfeindlichkeit geäußert werden. Denn, so ruft uns die Bibel zu: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“ (Sprüche 31,8)

 

Fürbittgebet (von Pfarrerin i. R. Sylvia Bukowski)

 Du treuer Gott, du siehst nicht weg, wenn Menschen Gewalt angetan wird,

du hörst nicht weg, wenn sie um Hilfe schreien,

du hältst dich nicht heraus aus den Konflikten, die Leben zerstören.

Wir möchten gern mutiger sein als jene, die die Synagogen brennen sahen und nicht protestierten.

Wir möchten verhindern, dass Hassparolen um sich greifen.

Wir möchten für deine Güte einstehen.

Aber manchmal sind auch wir zu feige,

manchmal lassen auch wir uns anstecken mit menschenverachtenden Gedanken.

Manchmal sind wir kalt und abweisendgegen die, die uns brauchen.

Gott, vergib uns und mach uns frei, dir beherzt und tapfer zu folgen.

Amen

 

Landessynode hat Friedenswort verabschiedet

Aus Anlass des Endes des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren hat die Landessynode im Januar 2018 ein Friedenswort mit dem Titel „Auf dem Weg zum gerechten Frieden“ verabschiedet.

Darin formuliert die Landessynode das Leitbild einer Kirche des gerechten Friedens. Was dies bedeutet, erklärt das Friedenswort so: „Kirche des gerechten Friedens zu sein bedeutet, Krieg und kriegerische Mittel als Möglichkeit der Konfliktlösung, als ,ultima ratio‘, zu überwinden, Schritt für Schritt. Gewaltfreie Lösungen sind möglich. Sie sind schmerzhaft, weil sie eigene, besonders wirtschaftliche, Interessen berühren. Sie sind langwierig und müssen mühsam gelernt werden. Sie sind aber die Lösungen, die sich als roter Faden durch die Bibel ziehen und biblisch geboten sind.“

Das „Friedenswort 2018. Auf dem Weg zum gerechten Frieden“ ist hier abrufbar