Freunde in Muku blicken voll Sorge nach Goma
Der Ausbruch des Vulkans Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo, nah der Millionenstadt Goma berührt auch die Freund:innen in unserem dortigen Partnerkirchenkreis Muku sehr. Direkt betroffen ist der Kirchenkreis Muku, der rund 100 Kilometer von Goma entfernt am südlichen Ende des Kivusees liegt, aktuell nicht. Aber die Verbindungen nach Goma – wo auch der Sitz der CBCA- Kirchenleitung ist – sind eng und in vielen Nachrichten gibt es unterschiedliche Meldungen/Befürchtungen zu weiteren Ausbrüchen des Vulkans und zu möglichen Gefahren für weitere Anlieger des Kivusees. Hier „schlummert“ am Boden des Sees ein Gas-Vorkommen und es bleiben Fragen, was mit diesem geschieht, sollte neu ausströmende Lava diese Gase freisetzen. (Mehr dazu ->Siehe unten: Kirchengemeinschaft der VEM: Mehr als 38.000 Euro Nothilfe für die Opfer des Vulkanausbruchs im Ostkongo)
Pfarrer Robert Byamungu ist Ansprechpartner für die „Altenkirchener“
Die Mitglieder des Ausschusses für Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit in unserem Kirchenkreis bekommen derzeit erschütternde Nachrichten, Videos und Bilder von den Freund:innen in Muku, aber auch aus Goma direkt.
In der Großstadt, die vom aktuellen Vulkanausbruch am massivsten betroffen ist, lebt Pfarrer Robert Byamungu. Der Theologe stammt aus der Region Muku und war über mehrere Jahre im Pfarrdienst im westfälischen Herne aktiv.
Vor einigen Jahren kehrte „Pfarrer Robert“ wieder in den Pfarrdienst in die Kivu-Region des Kongo zurück. Mit und über ihn läuft viel Austausch mit den afrikanischen Partnern. Ohne Sprachbarrieren und in alter Verbundenheit. Denn die „Altenkirchener“, die in den vergangenen Jahren bei einem Besuch in Muku waren, waren viel mit im unterwegs und auch Gast in seinem Haus in Goma.
Pfarrer Robert Byamungu schickte vor wenigen folgende Infos nach Altenkirchen: Uns selbst geht es gut. Zurzeit gibt es viele Nachbeben in der Region und das macht uns viel Angst. Wir sind noch nicht sicher, ob der Ausbruch fertig ist. Zurzeit zählen wir über 30 Tote (in Goma). Ergänzung/Aktualisierung: Am 1. Juni schrieb Pfarrer Robert Byamungu, der mittlerweile sehr viele evakuierte Menschen in seinem Haus aufgenommen hat: „Unsere humanitäre Situation ist hart. Die Menschen leiden unter Mangel an Wasser an Nahrungsmitteln und hygienischem Standard. Einige sind schon krank geworden. Aus der Unterkunft in Sake, (30 km von Goma entfernt) sind schon einige in die Stadt zurückgekehrt. Ich habe heute noch eine neue Familie aufgenommen. Wir sind zurzeit bei mir 27 Personen. Gott sei Dank können alle einen Platz finden um ihre Matratzen hinzulegen. Trotzdem eine Herausforderung für mich. So ist es auch in den anderen Familien in den Stadtteilen, die nicht evakuiert worden sind.“
Ausbruch geschah plötzlich und überraschend
Der Ausbruch des Vulkans überraschte ihn und die Menschen am vergangenen Samstag „ohne Signal ohne Vorankündigung. Und das war schrecklich für die ganze Bevölkerung. Zum Glück ist die Lava nicht geradewegs nach Goma gelaufen, sondern in einige Orten davor, wo nicht so viele Leute wohnen.
Der Lavastrom wurde auf dem Weg nach Goma in seiner Geschwindigkeit bereits reduziert. Ein Teil der Stadt, etwa 15 Prozent ist in Feuer aufgegangen und Häuser sind zu Stein geworden!“ Die erkaltete Lava sei unheimlich schnell und sehr hart geworden berichtet er.
Nach dem derzeitigen Verlauf sieht Pfarrer Robert die Stadt Goma „noch gnädig davongekommen“. Er vergleicht es mit dem folgenreicheren Vulkanausbruch 2002. Doch die Angst vor weiteren vulkanischen Aktivitäten sitzt tief und an Aufatmen sei nicht zu denken.
Die Freund:innen in Muku – die derzeit nicht direkt vom Vulkanausbruch betroffen sind – haben es , wie die Ausschussmitglieder des Kirchenkreises Altenkirchen berichten, trotzdem derzeit nicht leicht. Sie klagen über extrem starke Regenfälle. Und dies in einer Phase wo eigentlich schon der Beginn der Trockenzeit angesagt ist.
Die Mitglieder des synodalen Ausschusses denken derzeit viel an und beten für die Menschen in Goma und Umgebung. Alle „Ak-ler“, die in der Vergangenheit schon Goma und Muku besucht haben, kennen die langwährenden Folgen der Vulkanausbrüche. Sie kennen die beschwerlichen Gänge und Fahrten über erstarrte Lavamassen, die nicht zu beseitigen sind und dann als „neue Wege“ genutzt werden.
Und sie kennen die Erzählungen der Menschen dort, die neben den vielen anderen Belastungen durch die Folgen des Krieges, der immer noch präsenten Gewalt, politischen Unsicherheiten, Krankheiten und vielen anderen Widrigkeiten, auch immer wieder der (ungewissen) Gefahr durch die dortigen Vulkane ausgesetzt sind.
Alle Bilder: von den Freund:innen aus Muku/Goma: Bild oben: der Feuerschein des Vulkans über Goma, andere Bilder: die Ausbreitung der Lava-Massen in und um Goma.
Mehr als 38.000 Euro Nothilfe für die Opfer des Vulkanausbruchs im Ostkongo
Kirchengemeinschaft der VEM unterstützt kongolesische Baptistenkirche
(Goma/Wuppertal, 1. Juni 2021). Die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und alle afrikanischen Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) sagen Nothilfemittel in Höhe von insgesamt 38.250 Euro zur Unterstützung der Baptistischen Kirche in Zentralafrika (CBCA) und der Opfer des Vulkanausbruchs im Ostkongo zu.
Am Abend des 22. Mai 2021 ereignete sich eine plötzliche Eruption des Vulkans Nyiragongo, der sich in rund 25 Kilometern Entfernung von der Millionenstadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo befindet. Der Vulkan war zuletzt im Jahr 2002 ausgebrochen. Die Bewohner des Stadtbezirks Kibati wurden von dem Lavastrom, der sich in Richtung der kongolesisch-ruandischen Grenze bewegte, überrascht. Begleitet wurde der Ausbruch von heißem Ascheregen, großem Lärm und andauernden Erdstößen. Diese Naturerscheinungen und ein Lichtphänomen über dem Vulkankrater lösten unter der Bevölkerung in der Stadt am Kivu-See Panik aus. Auf den Straßen kam es zu Unfällen, bei denen mindestens 13 Personen ums Leben kamen. Die heiße Lava strömte unter hohem Druck durch zahlreiche Dörfer rund um den Nyiragongo und kam erst 300 Meter vor dem internationalen Flughafen von Goma zum Stillstand. Viele Bewohner der durch die Lava in Brand gesetzten Dörfer waren vor den gewalttätigen Konflikten in den Gebieten Masisi, Rutshuru und Süd-Lubero dorthin geflohen. Aus Angst vor einem erneuten Ausbruch haben die Behörden eine Teilevakuierung der Millionenstadt angeordnet. Tausende sind in das Nachbarland Ruanda geflohen. Sie sind in Schulen, Kirchen und dem Stadion von Rubavu untergebracht.
Die Folgeschäden der Vulkaneruption
Neben den großen Fluchtbewegungen von Menschen aus dem Nyiragongo-Gebiet und aus 14 Stadtteilen Gomas verbrannten auch mehr als 800 Wohnhäuser. Viele Gebäude wurden beschädigt. Geschäfte und Wohnhäuser wurden geplündert. Familien wurden in der Panik getrennt und Kinder werden vermisst. Mehr als 75 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche um Goma verbrannten. Die Felder, die nicht der Lava zum Opfer fielen, wurden durch die einsetzenden schweren Regenfälle verwüstet. Die Ernte wurde zerstört. Die Nationalstraße von Goma nach Rutshuru wurde mit dem Durchfluss des Lavastroms unpassierbar, der Zugang zu den Dörfern Kayanja, Buganda und Bugiro ist abgeschnitten. Neben einer Wasserleitung wurde auch die Stromversorgung der Stadt Goma vollständig zerstört.
Die Baptistische Kirche hilft vor Ort
Die örtliche CBCA-Kirche, Mitglied in der VEM, ermittelte dringenden Hilfebedarf in den Bereichen Schutz, Ernährungssicherheit, Unterkunft und Gesundheit und stellte bei der internationalen Kirchengemeinschaft einen Antrag auf Nothilfe. Benötigt werden Nahrungsmittel, Trinkwasser und Haushaltsgegenstände sowie Mittel für die psychosoziale Begleitung traumatisierter Menschen. Außerdem sollen Behelfsunterkünfte gebaut und die Strom- und Wasserversorgung wiederhergestellt werden. Familien, die Geflohene bei sich aufnehmen, sollen ebenso unterstützt werden wie Frauen, die durch wirtschaftliche Aktivitäten ihre Familien ernähren. Zudem sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Schulbetrieb schnellstmöglich wieder aufgenommen werden kann, sobald die Regierung dies zulässt.
Spendenkonto:
Vereinte Evangelische Mission, KD-Bank eG, IBAN DE 45 3506 0190 0009 0909 08 (Stichwort: Soforthilfe Vulkanausbruch Ostkongo) oder online über www.vemission.org
Stichwort: Vereinte Evangelische Mission (VEM)
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) ist eine internationale Mission, hervorgegangen aus der Arbeit der Rheinischen Mission, der Bethel-Mission und der Zaire-Mission. Zu den aktuell 39 Mitgliedern gehören protestantische Kirchen in Afrika (15 Mitgliedskirchen), Asien (17 Mitgliedskirchen) und Deutschland sowie die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Sie arbeiten in gleichberechtigter Weise zusammen. Sitz der VEM ist Wuppertal.
Text: Dr. Martina Pauly, Pressesprecherin Vereinte Evangelische Mission/ Pressestelle EKiR / Pressesprecher Jens Peter Iven, jens.iven@ekir.de