Erntedankfest 2016

Erntekreuz

 

Beim Danken auch an andere denken

Erntedankfest – Gottesdienste und Aktionen

Kürzlich wurde in den Gemeinden das Erntedankfest gefeiert. Je nach Tradition mit Erntekränzen, Gaben und reichem Altarschmuck, besonderen Liedern und musikalischer Freude über den Erntesegen des Jahres. Der Rückgang der Landwirtschaft auch in unserer Region ist verbunden mit einem alltäglichen „Erlebnisverlust“ von Säen und Ernten. Und dennoch ist im Westerwald ein stärkeres Bewusstsein für „Erntesegen“ vorhanden, als vielleicht in industriell geprägten Regionen.
So haben sich die Menschen und Gruppen in den Gemeinden teilweise schon seit Wochen mit den Vorbereitungen für das Erntedankfest beschäftigt: Altarschmuck geschaffen, Erntekronen als Schmuck für die Kirche aus Ähren gestaltet und vor allem auch die Kinder und Jugendlichen, Konfirmandinnen und Konfirmanden zum „Erntedank“ geführt.

Beim Gottesdienst in Mehren, der wieder mit einem großen Fest auf dem Dorfplatz und rund um die Mehrener Kirche gefeiert wurde, hat man in diesem Jahr (neben den Kirchengemeinden Mehren und Schöneberg beteiligen sich viele Kommunen, Vereine, Gruppen und Kreise an dem Fest) beschlossen, dass der Reinerlös – er wird erst bei der „Endabrechung“ aller Aktionen feststehen – dem Partnerkirchenkreis Muku im Kongo zugute kommen. Dort wird dringend Geld für die Anschaffung eines Kleinbusses/Transporters gebraucht.
Die Festgemeinde will so ihre „Erntefreude“ und Dankbarkeit den Partnern im Kongo zukommen lassen, die für ihr „täglich Brot“ schwer zu kämpfen haben und mit den Unterstützungen aus dem Kreis Altenkirchen einige (Langzeit-)Projekte in der Landwirtschaft/Vermarktung vorantreiben können.

Flyer 5000 Brote

 

„5000 Brote – Konfirmanden backen Brot für die Welt“

Aktiv waren jüngst die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinde Birnbach bei der EKD-Aktion „5000 Brote – Konfirmanden backen Brot für die Welt“. Die Birnbacher KonfirmandInnen machten sich im Raiffeisenbackhaus in Weyerbusch ans Werk. Unter sachkundiger Anleitung und Mithilfe von Udo Bettgenhäuser stürzten sie sich in das Abenteuer „Brotbacken“.
Backzutaten und Brennholz wurden der KonfirmandInnengruppe von einer engagierten Privatperson gespendet. Die Westerwaldbank e.G unterstützte erneut die Brotback-Aktion  durch das Zur-Verfügung-Stellen des historischen Bachhauses am Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Zentrum in Weyerbusch und darüber hinaus noch einer Spende.
Diese Spende, sowie der Erlös aus den 39 selbstgebackenen Broten, die die KonfirmandInnen bei einem auf den Backtag folgenden Gottesdienst verkauften, flossen in die drei diesjährigen Projekte von „Brot für die Welt“. Damit werden Jugendliche in Ghana, in Albanien und in El Salvador unterstützt. Sehr froh ist die Kirchengemeinde Birnbach, dass sie wieder so vielerlei Unterstützung bei der Backaktion erfahren durfte – nicht zuletzt auch durch die tatkräftige Unterstützung des „Backes-Teams“. Neben der Erfahrung des Brotbackens ist es innerhalb des Projektes „5000 Brote – Konfirmanden backen Brot für die Welt“ auch wichtig, dass sich junge Menschen damit beschäftigen, wie es ihren AltersgenossInnen in anderen Teilen ergeht und wie man „grenzenlos“ dortiges Engagement unterstützen kann.

Brote

Ebenfalls engagiert gingen auch in der Kirchengemeinde Almersbach jünge Menschen bei der Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ ans Werk. 40 Brote haben sie gemeinsam an einem Samstag in Oberwambach gebacken: fünf Katechumenen und Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinde Almersbach.
Unter der Anleitung der Eheleute Brandenburger wurde Teig angerührt, geknetet, geformt und anschließend im „Backes“ gebacken. Am darauffolgenden Sonntag hatten die Gottesdienstbesucher die Möglichkeit eines der frischen wohlschmeckenden Brote nach dem Gottesdienst zu erwerben. Insgesamt kamen durch den Verkauf 206,23 € zusammen. Auch dieser Erlös ist für  Jugendprojekte in Kolumbien, Ghana und Bangladesch bestimmt.
         
Pfarrer Joachim Triebel- Kulpe machte im Gottesdienst deutlich, dass die Back- und Verkaufsaktion zur bundesweiten Brotbackaktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ gehört, zu der der Evangelische Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA), der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks und „Brot für die Welt“ jedes Jahr aufruft.  Damit sollen Kinder- und Jugendbildungsprojekte von „Brot für die Welt“ in Entwicklungsländern unterstützt werden. Sein herzliches Dankeschön für die gelungene Aktion ging auch an das Ehepaar Brandenburger, das die Aktion mit gestaltete und auch die Zutaten gespendet hat.

Weitere Infos:
www.5000-brote.de

Fotos der Backaktionen:

 

Almersbach/Oberwambach:

 

In Almersbach

Almersbach2

Birnbach/Weyerbusch:

Backes Weyerbusch

Weyerbusch 2

 

Gemeinsames Wort zum Erntdanktag

 

Der Evangelischer Dienst auf dem Land, der Deutscher Bauernverband, der Deutsche LandFrauen Verband und die Katholische Landvolkbewegung gaben zum Erntedank 2016 eine gemeinsame Erklärung ab:

 

Gottes Wort „Die Erde ist des Herrn“ ist für Bäuerinnen und Bauern Auftrag und Verpflichtung zugleich, die Menschen auf dieser Welt zu ernähren, ohne Raubbau an Umwelt, Natur und Artenvielfalt zu betreiben. Die Botschaft verpflichtet, Landwirtschaft nachhaltig zu betreiben. Grundlage dafür sind vor allem fruchtbare Böden. Über Generationen hinweg war und ist es deshalb vorrangiges Ziel der Bauernfamilien, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und möglichst zu verbessern. Denn landwirtschaftlich genutzte Böden sind und bleiben die Lebensgrundlage für uns Menschen. Dies betonen die beiden kirchlichen Organisationen EDL und KLB, der Deutsche LandFrauenverband und der Deutsche Bauernverband in ihrer gemeinsamen Erklärung zu Erntedank 2016. Der Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten – an Nahrungs- und Futtermitteln, nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbarer Energie – nimmt stetig zu. Für eine bis 2050 auf 9 Milliarden Menschen wachsende Weltbevölkerung muss nach Berechnungen der FAO, der Ernährungsorganisation der UN, das Angebot an Nahrungsmitteln verdoppelt werden. Daher ist es umso alarmierender, dass fruchtbare landwirtschaftliche Böden weltweit verlorengehen und immer weniger produktive Flächen landwirtschaftlich genutzt werden können. Standen in den 1960er Jahren weltweit noch ca. 4.300 qm Fläche pro Kopf für die Erzeugung von Nahrungsmitteln zur Verfügung, werden es 2030 voraussichtlich nur noch 1.800 qm sein. Boden ist nicht vermehrbar! Eine rückläufige Ackerfläche pro Kopf der Weltbevölkerung verlangt eine effiziente und produktive Landbewirtschaftung. Dies ist eine alternativlose Herausforderung an Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik. Deshalb müssen Äcker, Wiesen und Weiden erhalten bleiben und Landwirte ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen können, die Fruchtbarkeit ihrer Böden nachhaltig zu sichern und zu verbessern sowie die Ressourcen-Effizienz ihrer Produktion zu optimieren. In vielen Regionen der Welt ist die Fruchtbarkeit der Böden durch Überweidung, Erosion, Wüstenbildung oder Versalzung gefährdet. In Deutschland und Europa dagegen entstehen die größten Probleme vor allem durch den Verlust landwirtschaftlicher Flächen infolge von Überbauung, Versiegelung und infrastrukturelle Baumaßnahmen. Allein in Deutschland verliert die Landwirtschaft pro Tag aktuell 73 Hektar. Dies entspricht der Fläche von 104 Fußballfeldern. Jährlich gehen dadurch fruchtbare Böden verloren, auf denen der Jahreskonsum an Brot für mehr als 3 Millionen Menschen erzeugt werden könnte. Zwar hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, diesen Flächenverlust zu minimieren, doch sind die dazu ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichend. Bundesumweltministerium und Kommunen sollten der Innenentwicklung der Gemeinden auf gesetzlichem Weg mehr Nachdruck verleihen, um landwirtschaftliche Flächen durch Inanspruchnahme von Siedlungen und Verkehr zu schützen. Zudem sollte ein Erhaltungsgebot für landwirtschaftliche Flächen gesetzlich verankert werden. Zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Böden gehört auch der Hochwasserschutz. Die im Zuge des Klimawandels zunehmenden Starkregenereignisse dieses Sommers zeigen dies. Regenmengen von 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit, wie wir sie in einzelnen Regionen Deutschlands 2016 mehrfach erlebten, können nicht in wenigen Stunden versickern. Dennoch ist die Aufnahmefähigkeit von landwirtschaftlich genutzten Böden, also der Rückhalt des Regenwassers, besser als auf betonierten Flächen. Auch vom Ödland fließt Niederschlagswasser schneller ab als von bewirtschafteten Äckern mit Hackfrüchten, Getreide oder Futterpflanzen oder von Weinbergen, Grünland und Wald. Der Wegfall der landwirtschaftlichen Nutzung führt unweigerlich zu höheren Abflusswerten und erhöht die Gefährdung durch Hochwasser. Die Qualität der Böden in Deutschland, also deren Ertragsfähigkeit und Fruchtbarkeit, wird nach einer aktuellen Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe als überdurchschnittlich eingestuft. Der Humusgehalt ist nach deutschlandweiten Bilanzen gut bis sehr gut, da die Landwirte durch nachhaltige Bewirtschaftung Humus aufgebaut oder erhalten haben. Lokal gibt es Einschränkungen der Fruchtbarkeit vor allem durch naturbedingte Trockenheit und fehlende Tiefgründigkeit, aber auch durch schädliche Verdichtungen, Erosion oder Rückgang der organischen Substanz. Die Voraussetzungen für eine gute Ernte sind dank dieser hohen Bodenfruchtbarkeit also gut. Trotzdem wird Erntedank in diesem Jahr bei der Mehrzahl der deutschen Landwirte bestimmt durch Nachdenklichkeit bis hin zu existenziellen Sorgen. Die Ernten der meisten Kulturen fielen deutlich schlechter aus als im Vorjahr oder im langjährigen Durchschnitt. Zusätzlich sind die Erzeugerpreise teilweise drastisch gesunken und decken teilweise nicht mehr die Herstellungskosten wie bei Milch oder lange Zeit auch bei Fleisch. Die diesjährige Getreideernte fiel deutschlandweit sehr unterschiedlich aus. In einigen Regionen Deutschlands ernteten die Landwirte 30 bis 50 Prozent weniger, bundesweit holten sie 11 Prozent weniger Getreide von ihren Feldern. Die Ursachen waren in vielen Regionen Witterungsextreme. Ein zu nasses, kühles Frühjahr – teilweise mit Starkregen und Überschwemmungen – sowie ein feucht-schwüler Sommer boten für einige Schädlinge und Pilze ideale Bedingungen, wodurch konventionelle wie ökologisch wirtschaftende Landwirte vor großen Herausforderungen standen. Ohne fruchtbare Böden, gute Ernährung und Schutz der Pflanzen wären die Ernteeinbußen noch gravierender ausgefallen. Noch vor hundertfünfzig Jahren hätte sich daraus sogar eine Missernte entwickelt mit einer Hungersnot als Folge. Heute ist die Sicherung der Ernährung der heimischen Bevölkerung dank hoher Bodenfruchtbarkeit im Zusammenspiel mit moderner Technik und Züchtung gewährleistet.

http://www.bauernverband.de/mediaarchiv/grab_pic_chris.php?id=661469