EKiR mit neuer Kirchenleitung

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat eine neue Kirchenleitung. Am Samstag, 20. März wurden die neu- bzw. wiedergewählten Mitglieder des 15-köpfigen Gremiums in einem Festgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in ihre Ämter (links) eingeführt. An ihrer Spitze steht nun Präses Dr. Thorsten Latzel (50) als Nachfolger von Manfred Rekowski.

 

„Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Gott selbst unsere Hoffnung ist“, bekannte Präses Latzel in seiner ersten Predigt (Foto) im neuen Amt, in der er sich mit der biblischen Figur des Hiob beschäftigte. Hiob, erzählt die Bibel, verliert alles, hält aber anklagend und hoffend an Gott fest. „Auch wir werden – wie Hiob – keine letzte Antwort bekommen. Nicht auf Corona. Und nicht darauf, wieso Menschen oft so Schlimmes leiden müssen. Aber wir können – wie Hiob – Gott nicht aus der Verantwortung lassen. Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist. Deshalb wird das Leiden nicht das letzte Wort haben. Deshalb leben wir trotzig und getrost“, so Thorsten Latzel.

Superintendentin hatte Hoffnungssteine dabei

Superintendentin Andrea Aufderheide – seit 2005 auch nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung – begrüßte als Liturgin im Gottesdienst (Foto) in der Johanneskirche die alten und neuen Mitglieder der Kirchenleitung und einige wenige Gäste. Pandemiebedingt konnten nur wenige Menschen teilnehmen. Allerdings wurde der Festgottesdienst im WDR-Fernsehen übertragen.

Beim anschließend kurzen Festakt, den die Altenkirchener Superintendentin moderierte,  hatte sie etwas aus ihrer Westerwälder Heimat für die Päsides dabei. „Hoffnungssteine“: bemalte Steine, die im ersten Lockdown an vielen Orten zu finden waren. Gemalt von Kindern und Jugendlichen. Zum Hoffnung-Finden, sich Dran-Erfreuen und auch zum Weitergeben. Zwei Jungs aus dem Kirchenkreis Altenkirchen, Sem (10) und David (5) hatten Hoffnungssteine bemalt.

 

 

 

 

Andrea Aufderheide gab sie an den scheidenden Präses Manfred Rekowski als Hoffnungssteine(Hoffnung/Kreuz) für dessen neuen Lebensabschnitt im Ruhestand weiter.

Den Anker – mit dem Kreuz in der Mitte – hatte sie für den neuen Präses Dr. Thorsten Latzel im Gepäck: „Seine Mitte ist das Kreuz, die Botschaft: Himmel und Erde berühren einander; Gott will den Menschen nahe sein!

Für Aufderheide trägt der Stein aber noch eine weitere Botschaft: „Er hält zwei Momente zeitgleich fest: den einen, wo der Anker ins Wasser fällt und im Rheinland der neue Präses „vor Anker geht“! Und den anderen Moment, wo der „Anker gelichtet wird“, die Reise beginnt, und die rheinische Kirche und ihr neuer Präses „Kurs nehmen“: neuen Horizonten entgegen!“

Weitere Hoffnungssteine legte Superintendentin Aufderheide im Anschluss an den Gottesdienst in der Kirche ab:  „Das Schönste, was ich mir für jeden einzelnen dieser Steine wünsche, ist: Jemand von Ihnen oder irgend ein anderer  „findet“ ihn und nimmt ihn mit in seinen Alltag, weil genau dieser Stein ihm oder  ihr Hoffnung gibt!“

Grußworte beim Festakt

Coronabedingt konnten nur wenige Dutzend Gäste vor Ort an dem Gottesdienst, der im WDR-Fernsehen live übertragen wurde, teilnehmen. Bei seinem Grußwort nach dem Einführungsgottesdienst sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet: „Die Corona-Pandemie hat nicht nur unseren Alltag, sondern auch die Arbeit der Kirchen tiefgreifend verändert. Neben neuen Herausforderungen betreffen diese Veränderungen auch die Grundsatzfragen nach dem Verhältnis von Staat und Kirche oder der Bedeutung von Religionsfreiheit. Diese Zeit zeigt uns zudem, wie es den Glaubensgemeinschaften gelingt mit neuen Konzepten und Ideen die Kirche zu den Menschen bringen, trotz Ferne Nähe zu schaffen und Halt zu geben. Ich freue mich auf ein konstruktives Miteinander bei den zahlreichen Fragen, die wir für die Menschen in Nordrhein-Westfalen als Kirche und Staat gemeinsam gestalten können.“ Der Ministerpräsident unterstrich: „Wir werden nach der Pandemie noch mehr das Wort der Kirche und das Engagement der Kirche und die Werte der Kirche brauchen.“

Herzensanliegen ist es, Kirche bei den Menschen zu sein

Für die Evangelische Kirche in Deutschland gratulierte EKD-Ratsvorsitzender Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dem neuen Präses: „Ihr Herzensanliegen ist es, Kirche bei den Menschen zu sein, zu fragen, was sie von ihrer Kirche brauchen. Und dabei immer wieder, selbst zum Ohr zu werden‘ in der Nachfolge Jesu. Ich wünsche Ihnen mit allen Mitgliedern des Rates, dass Ihnen dieses „Ohr sein“ in Ihrer neuen Aufgabe als Präses gelingt, dass Ihnen all die Kraft zukommt, die Sie – und Ihre Familie – für dieses Amt brauchen. Von Herzen alles, alles Gute und Gottes Segen.“

Kleine Unterschiede im Bekenntnis, große in Sachen Fußball

Als ökumenischer Gast würdigte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den bisherigen Präses Manfred Rekowski: „Ich habe Sie immer als ehrlichen und aufrichtigen Christenmenschen und offenen Partner in der Ökumene erlebt. Ich habe Sie schätzen gelernt, trotz der kleinen Unterschiede im Bekenntnis und der großen Unterschiede in der Favorisierung der Fußballvereine“, sagte der bekennende 1.-FC-Köln-Fan über das Mitglied von Borussia Dortmund. An den neuen Präses Thorsten Latzel gewandt äußerte der Erzbischof die Hoffnung, als Kirchen gemeinsam in ethischen Fragen zu sprechen. „Ich hoffe, ich habe auch in Ihnen einen Mitstreiter gewonnen“, so Woelki. Er lud den neuen Präses ein, die jahrzehntelange Tradition gemeinsamer ökumenischer Vespern zu Beginn der Adventszeit und zu Anfang der Passionszeit fortzusetzen.

Abteilungs-Leitenden im Landeskirchenamt

Neben Thorsten Latzel wurden Henrike Tetz (Düsseldorf) und Henning Boecker (Düsseldorf) in ihre Ämter als hauptamtliche Kirchenleitungsmitglieder und Abteilungsleiterin bzw. Abteilungsleiter im Landeskirchenamt eingeführt. Mit ihnen hat das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland, die sich über Gebiete in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland erstreckt, im Januar auch nebenamtliche Kirchenleitungsmitglieder gewählt, die in dem Gottesdienst ebenfalls eingeführt wurden: Miriam Haseleu (Köln), Lukas Schrumpf (Solingen), Ricarda Gerhardt (Schauren), Helga Siemens-Weibring (Essen) und Lisa Marie Appel (Bonn).

Abschied aus der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland

Neben Präses Manfred Rekowski (links) wurden auch Oberkirchenrat Bernd Baucks (Düsseldorf), Superintendentin Almut van Niekerk (St. Augustin), Dr. Axel Epe (Düsseldorf) und Marion Unger (Staudernheim) als Kirchenleitungsmitglieder aus dem Dienst verabschiedet.

Stichwort: Kirchenleitung

15 Theologinnen/Theologen und Nicht-Theologinnen/Nicht-Theologen bilden die Kirchenleitung, die das Präsidium der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland ist. Zwischen den jährlichen Tagungen des obersten Leitungsgremiums führt die Kirchenleitung die Geschäfte. Sie besteht aus sechs hauptamtlichen und neun nebenamtlichen Mitgliedern. Den Vorsitz führt der oder die Präses. Alle Mitglieder sind auf acht Jahre gewählt; alle vier Jahre wird die Hälfte der Kirchenleitung neu bestimmt.

Text: ekir.de +PES-KK Altenkirchen

Bilder: Bildschirmaufnahmen vom Gottesdienst in der Übertragung durch den WDR und vom Festakt bei EKIR.de

Bilder der Hoffnungssteine: Kirchenkreis Altenkirchen