Diakonisches Werk Flüchtlingsberatung 2014

Flüchtlingsberatung:

Diakonisches Werk besorgt um die Zukunft der wichtigen Angebote

Ein junger Iraner, der schwere Misshandlungen und Folter in seiner Heimat erlebte, weil er homosexuell ist, eine Nigerianerin, die als Zwangsprostituierte nach Deutschland verkauft wurde oder die Mutter, die den Bürgerkriegswirren aus Syrien entkommen ist und miterleben musste wie große Teile ihrer Familie Kriegsopfer wurden: drei Beispiele für traumatisierte Flüchtlinge, die nach der Flucht aus ihrer Heimat im Kreis Altenkirchen auf die Bearbeitung ihres Asylantrags warten.
Derzeit werden die Flüchtlinge vom Psychosozialen Zentrum des Diakonischen Werks Altenkirchen psychotherapeutisch begleitet. Doch wie lange noch? Die EU-Gelder dafür werden massiv gekürzt und nicht alle Stellen in Altenkirchen können 2015 finanziert werden.

Viele Flüchtlinge sind traumatisiert
Wie die Flüchtlingsberatung unseres Diakonischen Werkes mitteilte, gehen internationale wissenschaftliche Untersuchungen davon aus, dass 20 bis 70 Prozent der Flüchtlinge, die vor kriegerischen Auseinandersetzungen geflohen sind, unter Traumastörungen leiden. Bei Folteropfern, die sexueller Gewalt ausgesetzt waren, liegt der Prozentsatz noch höher.
Derzeit befinden sich über 500 Flüchtlinge im Kreis Altenkirchen und es werden nach den Erkenntnissen des Diakonischen Werkes, das die Menschen hier vor Ort betreut, täglich mehr. Nach Auskunft von Landrat Michael Lieber in der jüngsten Kreistagssitzung sind es 160 „geduldete“ Flüchtlinge, 342 Menschen sind in „laufenden Verfahren“. Bis zum Jahresende rechnet man im Kreis Altenkirchen mit weiteren 30 Flüchtlingen.
Die meisten von ihnen kommen aus Kriegsgebieten und haben Schreckliches erlebt, wissen die Betreuer.

Fördermittel wurden radikal gekürzt
Die Arbeit der Flüchtlingsbetreuung wird durch die EU, die UNO Flüchtlingshilfe und aus Mitteln des Kirchenkreises Altenkirchen finanziert. Vom Land Rheinland-Pfalz erhält das Diakonische Werk keine Mittel für Flüchtlingsarbeit.
Aufgrund von Kürzungen der Fördermittel der EU von 500.000 Euro auf 100.000 Euro für das gesamte Land Rheinland-Pfalz, fürchtet die Diakonie in Altenkirchen nun um die Zukunft der psychotherapeutischen Hilfe und Begleitung von Flüchtlingen.
„In Rheinland-Pfalz gibt es neben der Diakonie Altenkirchen nur zwei weitere Einrichtungen, die solch eine psychotherapeutische Hilfe für Flüchtlinge leisten“, schildert Diakonie-Geschäftsführer Timo Schneider. Das Land Rheinland-Pfalz habe bisher nicht signalisiert, dass es die Arbeit mit Flüchtlingen in Altenkirchen, oder den anderen Einrichtungen weiter fördern oder besondere Hilfe aufgrund des Wegfalls der EU-Gelder leisten wird.

Gemeinsam mit dem Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. mit Sitz in Mayen, eine weiter Einrichtung in der psychotherapeutische Hilfe geleistet wird, hat das Diakonische Werk Altenkirchen einen Antrag auf Förderung durch die EU und vom Land Rheinland-Pfalz gestellt. Aber frühestens Ende März rechnet man mit einer Entscheidung.

Kirchenkreis hilft „überbrücken“
„Diese schwierige und unsichere finanzielle Situation bedeutet für uns, dass eine Stelle für psychotherapeutische Arbeit ab dem 1. Januar 2015 wegfallen wird“, rechnet Schneider. Dank des Kirchenkreises, der die „Entscheidungslücke“  für die zweite psychotherapeutische Stelle zunächst bis Ende März 2015 „füllt“, kann hier weitergearbeitet werden.
Die Stelle für sozialpädagogische Beratung von Flüchtlingen wird ohnehin schon immer komplett aus Kirchenkreismitteln finanziert und ist somit für das gesamte Jahr 2015 gesichert!
„Die Zukunft der Flüchtlingsberatung, vor allem der psychotherapeutischen Beratung von traumatisierten Flüchtlingen ist derzeit völlig unklar“, bedauert Timo Schneider angesichts der Fakten und um das Wissen, dass die Betreuung mit jedem Tag der zunehmenden Flüchtlings-Ankünfte dringlicher wird.

Gemeinden und Einzelne sind engagiert
Dankbar ist er, dass sich Kirchengemeinden, Gruppen  und Einzelpersonen in der Flüchtlingsarbeit engagieren und diese unterstützen. Bei der Kreissynode wurde durch zwei Kollekten auch der „Topf“ für die Rechtsberatung für Flüchtlinge aufgefüllt, so dass in Einzelfällen damit schnelle juristische Unterstützung finanziert werden kann. Weitere Hilfen werden gebraucht!

Infos zur Beratung vor Ort:
Das Diakonische Werk Altenkirchen berät Flüchtlinge an den beiden Standorten in Altenkirchen und Kirchen.
Wer Fragen zur Arbeit mit Flüchtlingen hat oder Unterstützung anbieten will: Diakonisches Werk Altenkirchen, Stadthallenweg 16, 57610 Altenkirchen, 02681-8008-20 oder info@diakonie-altenkirchen.de