Dankbarkeit hat viele Facetten – Erntedankfest 2018 in Mehren

Das Erntedankfest geht deutlich über den Dank für die Ernte, die die Felder, Bäume und Sträucher gebracht haben, hinaus. Das hat Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, unterstrichen: „Wenn wir Erntedank feiern, ist uns klar: Es geht neben Lebensmitteln auch um die Lebensmitte und um viele Grundlagen, die unserer Gesellschaft ein Gesicht geben – Freiheit, Wohlstand, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, für all dies können wir wahrlich dankbar sein. Das Erntedankfest erinnert, aufmerksam zu bleiben, einen Blick auf all diese guten Gaben zu haben. Erntedank möchte unsere Augen mit einem aufmerksamen und dankbaren Blick auf die Schönheiten und guten Gaben des Lebens lenken“, sagte der rheinische Präses im Erntedankgottesdienst in Mehren vor mehreren Hunderten von Besucherinnen und Besuchern.

Predigt zum Nachlesen

 Die französischen Gäste vom MAR nahmen in ihren regionentypischen Trachten am Erntedankfest in Mehren teil und bereicherten zudem den Festzug.

 

 

Das Erntedankfest, das von den beiden Kirchengemeinden Mehren und Schöneberg (Gemeindepfarrer Bernd Melchert) alljährlich in einem besonderen Rahmen mit Festzug zum Gottesdienstplatz in der Ortsmitte von Mehren gefeiert wird, hatte in diesem Jahr noch ein ganz besonderes Miteinander: Der Erntedankgottesdienst in Mehren war Teil eines viertägigen Programms, bei dem sich Menschen begegnen, die kirchliche Arbeit auf dem Lande ökumenisch und international tun.  Anlässlich gleich dreier Jubiläen (200 Jahre Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 70. Geburtstag der Mouvement d’Action Rurale (MAR) und 60. Geburtstag der Landjugendakademie in Altenkirchen) trafen sich der Evangelische Dienst auf Land im Rheinland, die französische  MAR und die Katholische Landvolkbewegung im Erzbistum Köln zu einem internationalen Austausch im Kreis Altenkirchen. MEHR:

https://kk-ak.de/buntes-programm-fuer-und-mit-den-franzoesischen-gaesten/

In seiner Predigt über Verse aus dem biblischen Buch des Propheten Jesaja erinnerte Präses Rekowski an das göttliche Gebot, Brot mit den Hungrigen zu teilen, Obdachlosen ein Dach über dem Kopf zu geben und Menschen, die Mangel leiden, zu versorgen. Durch solches Tun werde es heller in der Welt, hatte der Prophet dem leidenden Volk Israel zugesagt – eine Sichtweise, die heute oft fehle, so der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Wir feiern Erntedank in diesem Jahr aber auch in dem Wissen, dass sehr viele Menschen, obwohl es ihnen materiell nicht schlecht geht, einen solchen dankbaren Blick nicht einnehmen können. Und sie sind weit davon entfernt, es je zu wollen.“

Viele Menschen in unserem Land fühlten sich von einer offenen Gesellschaft bedroht, und wenn sie nicht bereits in sozialer Not lebten, dann sei ihre Weltsicht von Zukunftssorgen und Abstiegsängsten geprägt. „Von ihren eigenen Eltern hatten sie oft gehört: ,Unsere Kinder sollen es einmal besser haben als wir.‘ Sie ahnen es schon längst, wissen aber nicht, was das konkret bedeutet: Dieses uneingeschränkte Wohlstandsversprechen, das in unserem Land vielfach eingelöst werden konnte, wird nicht mehr uneingeschränkt gelten. Das ist vor allem eine Frage der weltweiten Gerechtigkeit. Diese Unsicherheit wandelt sich vielfach in Frustration, Wut und Hass. Gesucht werden Sündenböcke, und einige meinen genau zu wissen, wer die Mutter aller Probleme ist. Viele Menschen sind weit entfernt von einer Idee, wofür sie in unserem Land dankbar sein könnten.“

 Sie gestalteten den Gottesdienst in der Dorfmitte von Mehren (v.l.: Superintendentin Andrea Aufderheide, Präses Manfred Rekowski und Gemeindepfarrer Bernd Melchert (Mehren/Schöneberg).

 Mehrere hundert Besucherinnen und Besucher aus der Region kamen in der Dorfmitte – der Kreuzung zwischen Kirche und Gemeindehaus in Mehren – zusammen.

Vorab ein bunter Erntedankfestzug

Beim Erntedankfest in Mehren, dass von Gemeindepfarrer Bernd Melchert, Superintendentin Andrea Aufderheide und Mitgliedern der Presbyterien aus Mehren und Schöneberg mitgestaltet wurde, geht stets ein Erntedankzug voraus. Aus den umliegenden Orten kamen die bunt geschmückten Erntewagen in das Fachwerkdorf am Gottesdienstort zusammen. Die Ortsgemeinden der Region und Vereine und Einzelpersonen sind hier engagiert und kreativ am Werk. Erntekronen und auch eine „Apfelkrone“ waren diesmal dabei. Ebenso die französischen Gäste des MAR, die in ihren regionentypischen Trachten einen besonderen Hingucker bildeten.

Kinder der Kindertanzgruppe des Schützenvereins Maulsbach (Foto) und der Kindertagesstätte Mehren setzten liturgische Gottesdienstelemente in Wort, Tanz und Gesang um.

Im Gottesdienst, zu dem auch traditionell ein Agapemahl gehört, gab es auch etliche besondere musikalische Beiträge. Es wirkten mit: Organist Dr. Werner Buchner am E-Piano, der Wiedbachtaler Frauenchor (Leitung: Sven Hellinghausen), der Frauenchor Mehren (Leitung: Günter Brandenburger), Kerstin Fischer aus Fiersbach (Klarinette) und Robert Haas aus Mehren (Akkordeon) sowie die Kindertanzgruppe des Schützenvereins Maulsbach und Kinder der örtlichen KITA, die liturgische Elemente in Text, Bewegung und Gesang präsentierten und viel Applaus für diesen Gottesdiensteinsatz bekamen!

Die Kollekte des Gottesdienstes ist für die diakonische Arbeit der Kirche bestimmt. Pfarrer Bernd Melchert erinnerte an das segensreiche Wirken der Diakonie und wies auch darauf hin, dass das Diakonische Werk in Altenkirchen einen Informationsstand vor dem Gemeindehaus vorbereitet hat und man dort die Vielfalt der Arbeit und Angebote kennenlernen konnte.

Gemeinsames Essen, Austausch und buntes Treiben rund um die Dorfmitte und Kirche, wo das Erntedankfest gefeiert wird, bilden einen weiteren Höhepunkt des Erntedankfestes der beiden Gemeinden. Auch hier engagieren sich zahlreiche Menschen. Ein herzliches Dankeschön für alles Engagement gab es von Gemeindepfarrer Bernd Melchert, Superintendentin Andrea Aufderheide und Präses Manfred Rekowski. Vorgestellt wurde beim Erntedankfest auch der neue Jugendmitarbeiter der Region Birnbach/Flammersfeld/Mehren/Schöneberg. Udo Mandelkow aus dem benachbarten Kreis Neuwied hat zum 1. Oktober seinen Dienst in den vier Kirchengemeinden angetreten und wird beim gemeinsamen Gottesdienst der Region am Reformationstag in Mehren offiziell in sein neues Amt eingeführt. PES. Fotos: Petra Stroh 

 

 

 

 

Über die vielfältige Arbeit des Diakonischen Werkes in Altenkirchen informierten rund um das Erntedankfest in Mehren (v.l.) Dirk Bernsdorff, Geschäftsführerin Margit Strunk, Monika Schüler und Margit Schneider.