Buß- und Bettag 2012

Buß- und Bettag – Ewigkeitssonntag

Wichtige Gedenktage mit sich verändernder Gestaltung/Trauernetz und Online-Gedenken

 

Der Buß- und Bettag und der Ewigkeitssonntag gehören zu den November-Feiertagen, die nichts an ihrer Bedeutung verloren haben, aber deren Art, wie man Gottesdienste feiert oder die Trauerarbeit annimmt, ständig wandeln.

Buß- und Bettag

Ein verlorener Feiertag mit Sinn

Der Buß- und Bettag ist für evangelische Christen mehr denn je ein Tag der Besinnung und Neuorientierung im Leben. Der Gedenktag dient dem Nachdenken über individuelle und gesellschaftliche Irrtümer wie beispielsweise Ausländerhass, Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen.

Der Feiertag wurde in den 1990er-Jahren allerdings zum politischen Zankapfel: Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen.

Der Bußtag hat seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender jedoch nicht verloren. Viele Gemeinden laden meist am frühen Abend zu Andachten ein, um so auch Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen. Die hohe Resonanz auf dieses Angebot belegt, dass der Bußtag im Leben vieler Menschen nach wie vor tief verwurzelt ist.

text: busstag.de/ör-mg

 

Präses Dr. Nikolaus Schneider zum Buß- und Bettag

Der Buß- und Bettag ist kein bundesweiter Feiertag mehr, sind Sie traurig darum?

Traurig ist das falsche Wort. Damals war ich sicher zunächst enttäuscht, dass der Staat diesen für uns Kirchen wichtigen Feiertag aufgegeben hat. Inzwischen sehe ich aber, mit welch großer Phantasie in vielen Gemeinden dieser Tag begangen wird und damit die wichtige Themen dieses Tages im Bewusstsein in Kirche und Gesellschaft wachgehalten werden, dass ich mir darüber keine Gedanken mehr mache.

Können Sie mal kurz erklären, was der Sinn dieses Tages ist?

Der Bußtag will uns an Gottes immerwährende Liebe und Vergebungsbereitschaft erinnern, uns den durch Jesus nahegebrachten gnädigen Gott ins Bewusstsein rufen. Er will uns ermutigen, uns an Jesus, dem Gottgesandten und an seiner Liebe zu Gott und den Menschen zu orientieren. Die Aufforderung zur Buße will das Wort des Psalmisten ernstnehmen: „Laßt das Böse, tut das Gute“ (Psalm 34, Vers15) und uns vor Augen stellen, was Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses“ (Römerbrief Kapitel 13, Vers 10), weder mit Worten, noch mit Taten.

Buße klingt ziemlich nach Mittelalter – ist der Begriff noch zeitgemäß?

Buße klingt heute wirklich altertümlich und verstaubt. Doch es ist etwas sehr einfaches damit gemeint: Es geht um Selbsterkenntnis. Der Menschen soll zu sich selbst kommen, erkennen, von woher Hilfe kommt und wer das wahre Leben gibt. Buße kann man auch als Umkehr bezeichnen, die Suche nach Neuorientierung, dem Eingeständnis, nicht aus uns selbst heraus das Gute zu schaffen, ist Voraussetzung für die Chance eines Neuanfangs. Buße eröffnet Perspektiven und Hoffnungen im persönlichen Umfeld, wie im gesellschaftspolitischen Bereich.

 Und wie ist es mit dem Beten – das sollte man doch eigentlich jeden Tag tun …

Ja. Stellen Sie sich vor, von Luther wurde gesagt, dass kein Tag vergehe, ohne dass er mindestens drei Stunden mit Beten verbringe. Im Gebet vergewisserte er sich seines Glaubens und seiner Hoffnung, und ich persönlich kann das gut nachvollziehen. Auch ich erfahre im Gebet die Hoffnung und den Glauben, der mich stützt und mich weiterleben lässt. Am Bußtag geht es aber auch um das Beten für andere. Auch dies kann eine ebenso befreiende und richtungsverändernde Wirkung haben wie das Vor-Gott-bringen der eigenen Anliegen. Ich trage in der Gemeinschaft der Gemeinde Verengungen und Verführungen durch das Böse im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich vor Gott. Ich bitte um Vergebung, bete um Einsichten, damit deutlich wird, dass wir in der Orientierung am Reden und Leben Jesu Zukunft und Hoffnung haben.

Wie sollten Kirchengemeinden Ihrer Meinung nach den Buß- und Bettag gestalten?

Da werde ich den Kirchengemeinden sicher keine Vorschriften machen. Es gibt inzwischen allein in der Evangelischen Kirche im Rheinland so viele verschiedene, schöne Formen den Buß- und Bettag zu begehen, dass ein nicht die eine richtige Form gibt. Mir ist dabei wichtig, dass die Aspekte, die ich genannt habe, in die Gestaltung dieses Tages und insbesondere in die Gottesdienste einfließen.

In vielen Gemeinden hat der Buß- und Bettag mittlerweile eine starke ökumenische Prägung. Sie haben das immer unterstützt…

Der Buß- und Bettag bietet in meinen Augen eine gute Gelegenheit ökumenische Gottesdienste zu feiern. Die Anliegen Buße und Beten sind beiden Konfessionen wichtig, und da ist es doch richtig und gut, wenn wir dies auch gemeinsam in Gottesdiensten tun.

 

 

Angebot zum Ewigkeitssonntag:

Der Verstorbenen auch online gedenken/Chatandacht am 25. November auf www.trauernetz.de

Zeit für Trost und Trauer ist wichtig, deshalb feiern Christinnen und Christen am Ewigkeitssonntag Gottesdienst, gedenken ihrer Verstorbenen und befehlen sie Gott an. Dies ist nicht nur in Gemeinden und Gottesdiensten vor Ort möglich, sondern auch im Internet: Bereits zum vierten Mal findet auf www.trauernetz.de am Sonntag, 25. November, um 18 Uhr eine Chatandacht statt.

Ab sofort ist unter www.trauernetz.de ein Trauerbuch geschaltet, in das bis zum Ewigkeitssonntag die Namen von Verstorbenen eintragen werden können. Während der Online-Andacht werden die Namen der Verstorbenen eingeblendet – danach sind alle Gäste der Internet-Andacht eingeladen, im Chat gemeinsam das Vaterunser zu beten und so Gedenken und Fürbitte zu verbinden.

Am letzten Sonntag jedes Kirchenjahres werden in den Gemeindegottesdiensten die Namen der in diesem Jahr Verstorbenen verlesen, und die Gemeinde schließt sie und ihre Angehörigen in die Fürbitte ein. Viele Menschen haben aber das Bedürfnis, auch namentlich an Menschen zu erinnern, die bereits vor längerer Zeit verstorben sind. Oder die Gemeinde der Verstorbenen ist zu weit vom Wohnort der Angehörigen entfernt, als dass sie dort am Gottesdienst teilnehmen könnten. Besonders für diese Menschen bietet die Chatandacht im Internet eine Möglichkeit, auch namentlich ihrer Toten zu gedenken.

In den Gemeindegottesdiensten oder auch in der Internet-Andacht sprechen Menschen dabei die Namen verstorbener Freunde oder Angehörigen vor Gott im Gebet aus. „Ob die Namen von einem Blatt Papier vor dem Altar verlesen werden oder am Bildschirm aus einem Online-Trauerbuch eingeblendet werden, ist nicht wichtig, entscheidend ist das Vertrauen, dass Gott niemanden vergisst“, fasst Ralf-Peter Reimann, Internetbeauftragter der Rheinischen Kirche und einer der Initiatoren, die Erfahrungen aus der Chatandacht des vergangenen Jahres zusammen.

www.trauernetz.de ist ein Online-Projekt der Evangelischen Kirche im Rheinland in Kooperation mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sowie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.