Baumpflanzaktionen in Wittenberg und Gebhardshain
Bäume erinnern an
das Jubiläumsjahr
Pflanzaktionen in Wittenberg und in Gebhardshain
Im Jubiläumsjahr 2017 – erinnert wird an die 500jährige Geschichte der Reformation, aber auch an die 200jährige Geschichte des Kirchenkreises – stehen Pflanzaktionen, die auch in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderte an das Jubiläumsjahr 2017 erinnern sollen.
Für eine ganz besondere Baumpflanzaktion hat sich der Männerbeauftragte des Kirchenkreises, Thorsten Bienemann aus Daaden, ganz frühzeitig dafür auf den Weg gemacht, damit im „Luthergarten“ in Wittenberg auch ein Baum eine Verbindung in den Kirchenkreis Altenkirchen schafft. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Daaden wurde für einen der 500 Bäume, die in dem „Epizentrum der Reformation“ die Erinnerung an das 500. Jubiläumsjahr wach halten sollen, die Patenschaft übernommen.
In Wittenberg steht nun ein Baum, dessen Gegenstück im Juni oberhalb der Barockkirche von Daaden von Minister Roger Lewentz gepflanzt wird.
Der Amberbaum mit hoffnungsvollem Grün
Die Baumpflanzaktion in Wittenberg wird vom Lutherischen Weltbund initiiert und viele Kirchen(gemeinden) in aller Welt beteiligen sich daran. Jeder der 500 in Wittenberg im Luthergarten gepflanzten Bäume bekommt ein Gegenstück in der Heimat der Baumpaten. Und der „Daadener Baum“ hat „Kollegen“ mittlerweile auf vielen Kontinenten.
So sind im zeitlichen Umfeld der Baumpflanzungen der Daadener auch Gemeinden aus Dänemark und Finnland, aus North Carolina und New Jersey in den USA, aber auch aus Chirala und Perala in Indien erfolgt.
Auch der Papst hat einen oder die Evangelisch-Lutherische Kirche in Surinam oder eine in Australien. Und nun haben auch die Evangelische Kirchengemeinde Daaden und die Männerarbeit im Kirchenkreis Altenkirchen einen. Die Rede ist vom Lutherbaum.
Wie es zu der Baumpflanzaktion in Wittenberg kam und wie diese ablief, schildert Thorsten Bienemann in seinem Bericht:
Vor fast 500 Jahren gab Martin Luther entscheidende Impulse zur theologischen und geistlichen Reform der Kirche. Was durch Luthers Neuentdeckung der Rechtfertigung aus Gnade und seinem Kampf gegen den Ablass begann, entwickelte sich zu einer weltweiten Reformbewegung, die Wittenberg auf allen Kontinenten bekannt machte. Bis heute wirken grundlegende Einsichten seiner Theologie nach – nicht nur in den Kirchen, die aus der lutherisch geprägten Reformation hervorgegangen sind. Dank der Ökumenischen Bewegung, die insbesondere im 20. Jahrhundert durch intensiv geführte Dialoge große Früchte getragen hat, haben die Christlichen Weltgemeinschaften zu einer geistlichen Gemeinschaft gefunden.
Im Jahre 2017 wird des 500-jährigen Jubiläums der Reformation, die in der Lutherstadt Wittenberg ihren Anfang nahm, gedacht.
Der Luthergarten in Wittenberg
Um diesem Ereignis Ausdruck zu verleihen, entsteht in den Wallanlagen von Wittenberg der Luthergarten. Im Rahmen dieses Projektes werden an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet insgesamt 500 Bäume gepflanzt und geben so der optimistischen Haltung Luthers, die sich in dem ihm zugeschriebenen Zitat vom „Apfelbäumchen“ so anschaulich ausdrückt, konkrete Gestalt. Kirchen aus aller Welt und aller Konfession sind eingeladen, die Patenschaft für einen der 500 Bäume zu übernehmen und gleichzeitig einen Baum im Bereich ihrer Heimatkirche zu pflanzen. Über 100 Länder aus allen sechs Erdteilen haben an der Aktion inzwischen teilgenommen, von Kanada, Guyana, Myanmar, Australien bis Simbabwe oder Nepal. Insgesamt haben sich über 400 namhafte Personen und Gruppierungen am Projekt beteiligt, darunter die Evangelische Kirche Deutschlands, der Bundespräsident, das Dänische oder das Schwedische Königshaus, jeweils vertreten durch den Monarchen.
Symbolisches Einpflanzen mit Erde und Wasser
Willi Jung und Thorsten Bienemann mit der Erinnerungsurkunde
Kleine Delegation griff zu Schaufel und Kanne – Radio dabei
Zur Pflanzung in Wittenberg war nun eine kleine Delegation aus dem Daadener Land gereist. Für die Evangelische Kirchengemeinde Daaden nahm Baukirchmeister Willi Jung den Spaten in die Hand, Thorsten Bienemann legte für die Männerarbeit im Evangelischen Kirchenkreis noch eine Schippe oben drauf. Bereits 2013 hatte Bienemann erste Gespräche mit dem Lutherzentrum Wittenberg geführt und die Aktion angebahnt. Nachdem sich Sponsoren gefunden hatten, die sich am Projekt beteiligten, konnte es dann konkreter werden. Die Westerwaldbahn, der Aktionskreis Daaden und die Kirchengemeinde Daaden konnten sich spontan dafür begeistern und sicherten Ihre Unterstützung zu. Den fehlenden Betrag steuerte Bienemann dann privat zu und widmete diesen der Männerarbeit im Kirchenkreis. Im Beisein von Pfarrer Hans W. Kasch, Leiter des Lutherzentrums, wurde nun mit einer Andacht vor Ort die Übergabe vollzogen.
Als biblisches Votum hatte Pfarrer Steffen Sorgatz dazu Epheser 2,14: ausgesucht: „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm.“
Nicht schlecht staunten die Daadener dann jedoch, als ein Reporter vom Hessischen Rundfunk hinzukam, um über die Aktion zu berichten. Diese Tonaufnahmen werden in Kürze in einer Radiosendung ausgestrahlt.
Kasch wies in seiner Ansprache auf den besonderen Standort des Baumes hin. Im Luthergarten am Neuen Rathaus spannt sich ein Weg, gesäumt von Silberlinden, über den gesamten Platz. In dessen Mitte, am Schnittpunkt zweier Baumalleen, befindet sich später als zentrales Element die im Boden eingelassene Lutherrose. Die heutige Gestalt dieses Bereiches spiegelt Stadtgeschichte seit dem Umbau der Festung zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart wider. Ein Gebiet, welches lange Zeit als militärisches Gelände diente, wird nun durch die Einbeziehung in das Projekt Luthergarten völlig umgewandelt: „Wo bis Mitte der 90er Jahre noch Bajonette aufgepflanzt wurden, pflanzt man jetzt Bäume“ so Kasch. Durch sein partnerschaftliches Konzept stiftet der Luthergarten Interaktion und setzt kommunikative Prozesse in Gang. So entstehen Impulse, die positiv in die Stadt, die Region, das Land und letztendlich in die Welt ausstrahlen und so länderübergreifend die Bedeutung der Reformation sichtbar machen.
Die Pflanzaktion wurde akustisch sogar für den HR festgehalten
Nachbarschaftshilfe für die amerikanischen Christen
Und dies konnte man dann auch gleich unter Beweis stellen. Für den gleichen Tag war die Pflanzung des Baums der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Oldwick/New Jersey, USA, auf der Nachbarparzelle angesetzt. Da die Gemeinde jedoch vor Ort nicht teilnehmen konnte, übernahmen die Daadener ganz im Sinne des Projektes und eingedenk guter nachbarschaftlicher Beziehungen, spontan die Pflanzung und sendeten auch gleich per Email Fotos und Segenswünsche in die USA.
Mit dem Luthergarten wird ein Zeichen der Verbundenheit, Vernetzung und Versöhnung der Kirchen weltweit gesetzt. Somit gehen Impulse für die Stadt, die Region, das Land und letztendlich wieder für die Welt aus. Mit einem Besuch der Schlosskirche und der Gräber von Luther und Melanchthon endete der Besuch der Daadener Delegation in Wittenberg.
Partnerbaum wird am 11. Juni gepflanzt
Einpacken können die Daadener den Spaten indes noch nicht. Erst muss am 11. Juni noch der Partnerbaum in Daaden gepflanzt werden. Gleich neben der Barockkirche wird im Beisein von Innenminister Roger Lewentz dann ein Amberbaum gesetzt. Ebenso wie in Wittenberg!
Weitere Infos und Berichte zum Projekt auch unter www.luthergarten.de.
(Text und Fotos: Thorsten Bienemann und Kirchengemeinde Daaden).
Die glauben, werden
grünen wie ein Baum…
Pflanzaktion in Gebahrdshain
Foto: Martina Märzheuser
„Wenn wir heute hier in Gebhardshain eine Luthereiche pflanzen, soll uns diese Aktion an dreierlei erinnern: Was auch immer auf uns zukommen mag: Gott ist da und trägt uns. Im Glauben werden wir grünen wie ein Baum, wenn wir all unser Vertrauen auf den lebendigen Gott setzen, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat und auch uns einst von den Toten auferwecken wird.
Vielleicht steht dieser Baum noch beim 1000-jährigen Reformationsjubiläum, wenn wir uns – wie es Gott sich von uns wünscht – einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung!“ Gemeindepfarrer Michael Straka setzte bei der Pflanzaktion am Gebhardshainer Festplatz – mitten im kommunalen Herzen der Gemeinde – ein Hoffnungspflänzchen anbei: „Möge diese Traubeneiche alle, die an ihr vorübergehen, daran erinnern, dass wir einen Gott haben, der uns liebt und trägt!“
Segensreiches Nass von Oben begleitete das Pflanzen der stattlichen Traubeneiche auf dem Festplatz. Neben Gemeindepfarrer Michael Straka und Presbyteriumsmitgliedern, waren Konfirmanden und Gemeindemitglieder anwesend, Mitglieder des Gemeinderates und Ortsbürgermeister Jürgen Giehl, aber auch Pfarrer Reuschenbach und Diakon Marco Kötting von der katholischen Kirche und demonstrierten damit das gute ökumenische Miteinander vor Ort.
Initiiert hatte die Pflanzaktion Georg Weyer von der Kirchengemeinde Gebhardshain und konnte dabei auf bewährte HelferInnen setzen: Gut vorbereitet waren Pflanzloch und Gerätschaften und so konnten die Arbeiten auch bei wenig angenehmen Temperaturen und Nieselregen gut von der Hand gehen.
Pfarrer Straka begleitete die Aktion mit Gedanken und Informationen rund um die Geschichte des „Lutherschen Apfelbäumchens“.
Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Martin Luther hat den Satz gesagt, so ist es überliefert. Ob der Reformator das wirklich so gesagt hat, ist umstritten.Dieser Satz lässt sich ihm aber nicht belegbar nachweisen.
Wahrscheinlich wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt, vermutet Volkmar Joestel, Autor des Buches „Legenden um Martin Luther und andere Geschichten aus Wittenberg“. Dennoch, dieser Satz passt gut zu Luther, zeigt er doch tiefes Gottvertrauen.
Und er steht für eine richtig trotzige Zuversicht: Die Welt mag untergehen, aber ich glaube trotzdem an eine Zukunft!
Beides ist typisch Luther. Und darum darf man ihm diese frommen Worte getrost in den Mund legen.
Gerade das Fruchtbare mit dem Apfelbäumchen gefällt mir. Wo Menschen Zerstörung erleben, da möchte ich nicht aufhören zu glauben, dass Neues wachsen kann.
Gerade jetzt, wenn ich das unglaubliche Elend der Menschen sehe im Nahen Osten und anderswo auf dieser Welt.
Wo man wirklich den Eindruck bekommt, da geht gar nichts mehr.
Ich wünsche diesen Menschen dort, dass ihnen ihr Glaube oder das Leben eine Hoffnung gibt: Das Leben geht weiter, es gibt einen neuen Anfang!
Einen Apfelbaum pflanzen, das heißt für mich weiterschauen, über den eigenen Horizont hinaus. Es ist typisch bei uns, finde ich, in unserer sehr Ich-zentrierten Gesellschaft.
Wenn Menschen das Gefühl haben, da kommt etwas Bedrohliches auf uns zu, dann ist die Reaktion: Ich bringe noch schnell mein Hab und Gut in Sicherheit. Da sollten wir uns anders verhalten. Erst recht da, wo das auf Kosten anderer geht. Da wo Menschen ausreißen, sollten wir neu anpflanzen.
Der Reformator Martin Luther liebte die Fülle der Natur.
Das frische Grün der Bäume im Frühling und Sommer erinnerte ihn an die „Gnade Gottes“, also die Liebe Gottes hier auf Erden.
Und so können wir, auch wenn die Welt morgen nicht untergeht, heute Zeichen setzen gegen Resignation, Weltschmerz und Verdruss. Also den Menschen um uns herum zeigen, dass uns die Welt nicht egal ist, und wir uns selbst auch nicht nur am nächsten.
Wir können Menschen in unserem persönlichem Umfeld Mut machen.
Indem wir die, die krank sind, besuchen. Indem wir uns in der Hetze des Alltags mal ein paar Minuten mehr Zeit nehme, Menschen zuzuhören und nachzufragen: Wie geht es dir eigentlich?
Auch das ist für mich eine Art, einen Apfelbaum zu pflanzen, ein Apfelbäumchen für die Seele.
Und wenn es mir mal schlecht geht, hoffe ich auf einen lieben Menschen, der auch mir sagt: „Komm, auch wenn Du das Gefühl hast, dass morgen die Welt oder zumindest deine Welt untergeht, lass dich nicht runterziehen. Pflanze heute noch einen Apfelbaum.
Diese Hoffnung, dass Gott die Menschen trotz aller Resignation, trotz Weltschmerz und Verdruss nicht aus seiner Liebe ausschließt, verbindet uns mit den Menschen des alten Bundes.