Ausstellung Reformatorinnen begleitet von tollen Programmen
Informative Tafeln und Figuren gaben Einblicke in das rege Wirken von Frauen in der Reformation. Unter dem Titel „Reformatorinnen. Seit 1517“ wurde im Jubiläumsjahr der Reformation in Altenkirchen (Ev. Landjugendakademie) und Betzdorf (Ökumenische Stadtbücherei) eine besondere Ausstellung präsentiert. . Fotos: Kirsten Galla/Petra Stroh/Helga Seelbach
Positive Resonanz auf die Ausstellungswochen
„Reformatorinnen“ gefielen in Altenkirchen und Betzdorf
In der Herbstphase des Jubiläumsjahres gab es in unseren Kirchenkreis noch einen besonderen Höhepunkt: Mit der Ausstellung „Reformatorinnen. Seit 1517“ wurde in Altenkirchen und Betzdorf ein besonderer Blick auf die Geschichte der Reformation geworfen.
Gezeigt wurde die Ausstellung jeweils eine Woche lang in den Räumen der Evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen, anschließend in der Ökumenischen Stadtbücherei in Betzdorf.
Begleitet wurden die Ausstellungswochen von einem spannenden Programm. Aber auch zahlreiche Einzelbesucherinnen und -besucher nutzten die Gelegenheit, sich im Reformations-Jubiläumsjahr mal aus einer besonderen Sichtweise der Reformation und ihrer Folgen und den handelnden Personen zu widmen.
Ansonsten stellt das Reformationsjubiläum zumeist die „Reformatoren“, allen voran Martin Luther als „den“ Reformator, in den Mittelpunkt der Betrachtung. Zum weltweiten Erfolg der Reformation haben viele Menschen beigetragen haben, unter ihnen auch Frauen.
„Die Ausstellung macht die Rolle und Bedeutung von Frauen in und für die Reformation sichtbar. Dichterinnen, Ehefrauen von Reformatoren, Herrscherinnen und – seit einigen Jahrzehnten – Theologinnen haben die Kirchen der Reformation von 1517 bis 2017 mit gestaltet und machen die Reformation als einen bis in die Gegenwart andauernden, wirklichkeitsprägenden Prozess erkennbar“, unterstreicht Pfarrerin Kirsten Galla (Daaden), die die Reformationsfeierlichkeiten und auch die Ausstellungsreihe im Kirchenkreis organisiert hat.
Eingeladen waren die BesucherInnen – darunter waren auch zahlreiche Gruppen aus den umliegenden Kirchengemeinden – zu einer Reise durch fünf Jahrhunderte und zur spannenden Begegnung mit mutigen und klugen Frauen, die sich für eine evangelische – eine dem Evangelium gemäße – Kirche eingesetzt haben. Konzipiert hat die Ausstellung die Gender- und Gleichstellungsstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland, sie wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Ausstellung in Altenkirchen
Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung in Altenkirchen mit einem Gottesdienst in der Altenkirchener Christuskirche. Pfarrerin Marion Obitz – ehemalige Superintendentin des Kirchenkreises Wied – predigte darin zur Reformatorin Katharina Schütz-Zell.
Am Spätnachmittag gab es zudem ein Mitsingprogramm mit Kreiskantor Johann-Ardin Lilienthal in verschiedenen Räumen der Evangelischen Landjugendakademie. Im Treppenhaus gibt es seit vielen Jahren (die Landjugendakademie feiert in diesem Herbst den 60. Jahrestag ihrer Grundsteinlegung!) eine Orgel, die genau passend für solche Veranstaltungen ist. Kantor Lilienthal hatte ein spannendes Programm vorbereitet in dem die weiblichen Wegbereiterinnen geistlichen Liedgutes gewürdigt wurden.
Dazu gehört auch die ehemalige Dozentin der Landjugendakademie Altenkirchen, Christa Werner-Weiss. Zwei ihrer Lieder sind bis heute im „EG“, dem evangelischen Gesangbuch, zu finden. Groß war die Freude, dass die betagte Christa Werner-Weiss, die sich unter anderem immer für das „musikalische Leben“ in der Akademie einsetzte und auch der „Literaturarbeit“ vor Ort einen entscheidenden Stempel aufgedrückt hat, bei dem Programm dabei sein konnte. So gab es Raum und Gelegenheit auch zu einem Wiedersehen und Plaudern.
Kantor Lilienthal hatte viel Wissenswertes zu den Lieddichterinnen und Komponistinnen zusammengetragen und – unterstützt von der Kantorei der Christuskirche – erschallten in verschiedenen Räumen der Akademie die Melodien. Bereichert wurde der „Wandelgang“ auch durch Doris Enders (Altenkirchen), die historisch gewandet, in die Rolle der frühen Reformatorin Elisabeth Cruziger schlüpfte und eindrucksvoll Einblicke in deren Leben und Wirken gab. Elisabeth Cruziger gehörte ebenso zu den in der Ausstellung versammelten Frauengestalten wie Dorothee Sölle. Mit ihr beschäftigte sich die Ausstellungskoordinatorin Pfarrerin Kirsten Galla an einer Station des Mitsing-Programms.
Helga Seelbach von der Landjugendakademie Altenkirchen freute sich nicht nur über einen sehr gelungenen Auftakt der Ausstellungswoche, sondern auch darüber, dass insbesondere Frauengruppen das Angebot nutzten und sich intensiv mit den Reformatorinnen auseinandersetzten: „Unsere guten räumlichen Bedingungen sind ideal für solche Veranstatlungen die auch aus den umliegenden Gemeinden dann gerne genutzt werden“, bilanzierte sie.
Doris Enders schlüpfte ins historische Gewand und brachte den AusstellungsbesucherInnen die Reformatorin Elisabeth Cruziger näher.
Kreiskantor Johann-Ardin Lilienthal musizierte nicht nur auf der Truhenorgel im Treppenhaus der Landjugendakademie. Er hatte viel Wissenswertes zu den weiblichen Wegbereiterinnen geistlichen Liedgutes zusammengetragen und sorgte – mit Unterstützung der Altenkirchener Kantorei – für viel Mitsingfreude beim „Wandelkonzert“.
Pfarrerin Galla sprach zu Dorothee Sölle
Christa Werner-Weiß (3.v.l.) im Gespräch mit ehemaligen Kolleginnen. Die ehemalige Dozentin der LJA hat u.a. zwei Lieder geschreiben, die im EG zu finden sind. Fotos (3): Helga Seelbach
Reformationswoche in Betzdorf
Die Evangelische Kirchengemeinde Betzdorf hatte gleich eine ganze „Reformationswoche“ rund um die Ausstellungszeit vorbereitet. Start dazu war ein Gottesdienst in der Kreuzkirche zum Thema: „Alt und neu – Martin Luther und die Musik“ mit Pfarrerin Anja Karthäuser.
Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung in der Stadtbücherei Betzdorf mit einem besonderen Leckerbissen: Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums waren hier aktiv dabei, so die Klasse 10sp in ihren Religionskursen bei Schulpfarrer Martin Haßler und der MSS 12- Leistungskurses Geschichte mit Oberstudienrätin Barbara Meyer, die die Reformatorinnen in den Blick genommen nahmen. Die SchülerInnen ließen im Beisein von Gästen – auch aus Politik und Kirche, darunter Bürgermeister Bernd Brato und Gemeindepfarrer Heinz-Günther Brinken – verschiedene Frauenfiguren lebendig werden.
Sie hatten Lebensläufe und Wirken/Auswirkungen der in der Ausstellung als Figuren und mit Infotafeln gewürdigten Reformatorinnen zusammengestellt und präsentierten den BesucherInnen an den jeweiligen Stationen ihr Erarbeitetes.
Informatives und Austausch bei der Ausstellungseröffnung in Betzdorf, mit dabei auch (v.l.): Schulpfarrer Martin Haßler, Gemeindepfarrer Heinz-Günther Brinken und Bürgermeister Bernd Brato…
…Büchereileiterin Angelika Klostermann ließ sich von Schülern u.a. über das Wirkenvon Dorothee Sölle informieren. Viel Wissenswertes hatten die Schülerinnen und Schüler der beiden Kurs-Gruppen für die Austellung zusammengetragen und präsentiert.
„Ein gelungener Dialog im Reformationsjahr“ bilanzierte Ausstellungs-Koordinatorin Pfarrerin Kirsten Galla, die auch herzlich Leiterin Angelika Klostermann und dem Team der Ökumenischen Stadtbücherei für deren Mittun dankte.
Zur Reformationswoche in Betzdorf, die auch im „ökumenischen Geist“ gefeiert wurde, gehörte u.a. noch die Aufführung des N.N.Theaters aus Köln in der Kreuzkirche. „Ich fürchte nichts – Luther 2017“ wurde auch dank der Mitwirkung des eigens dafür gegründeten Projektchors „Die Furchtlosen“ (Leitung: Kirchenmusikerin Natascha Nazarenus) zu einem besonderen „Highlight“ des Jubiläumsjahres.