Ausschuss lernte viel Neues zur Wiederbewaldung
Mit viel kompetentem Wissen und einem voll ausgeschütteten „Herzen für den Wald“ bereicherte Revierförster Andreas Schäfer vom Waldbildungszentrum Hachenburg die Mitglieder des synodalen Ausschusses für Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung unseres Kirchenkreises. Die kirchlichen Umweltakteure entdeckten viel Anregendes bei einem Gang über den Demo-Parcours Wiederbewaldung bei Marienstatt.
Bereits nach den Sturmschäden in den neunziger Jahren im dortigen Waldbereich gab es erste Ansätze für eine zukunftsfähige Waldbewirtschaftung. Die damals durch „Klumpen-Pflanzung“ entstandenen Mischwaldbereiche interessierten ebenso wie die Dynamik der aktuellen natürlichen Wiederbewaldung in vielen der angeschauten Forstbereiche.
Mehrere Evangelische Kirchengemeinden besitzen unterschiedlich große Waldflächen, die zumeist in Kooperationen mit den Staatsforsten gepflegt werden, teils auch in ökumenischer Zusammenarbeit.
Bei den kirchlichen Waldbewirtschaftern wuchs in den vergangenen Jahren, ebenso wie bei den staatlichen Kräften, die Sorge um den ihnen anvertrauten Wald. Trockenheit und Käferschäden, das „Verschwinden“ ganzer Waldareale bekümmern allenthalben und zwingen zu intensivem Um- und Weiterdenken. Intensives Austauschen und das Hören auf die Erfahrungen anderer prägte und prägt insofern auch die Arbeit des Ausschusses für Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung unseres Kirchenkreises. Entsprechend groß war daher die Dankbarkeit der kirchlichen Umweltakteure für die Informationen durch Förster Schäfer.
Da demnächst eine bundesweite Tagung zur Wiederbewaldung viele Interessierte in den Westerwald führt, haben die Hachenburger Forstamtsverantwortlichen im Wald an mehreren Stellen ihres Demo-Parcours weitere sehr markante Hinweise auf viel Nachwachsendes gesetzt. Mit bunten Stäben – je nach Baumsorten gefärbt – wurde die Vielfalt optisch sehr deutlich. So zeigten sich in einem eigens abgesteckten 100 qm-Bereich, dass dort – nur durch natürlichen „Zuzug“ – etwa 73 Ahorn, sechs Eichen, eine Eibe, eine Buche, vier Kirschen, eine Stechpalme, vier Pionierbäume und diverse Sträucher ihren Platz gefunden haben.
Bei dem mehr als zweistündigen Waldgang zeigte Förster Schäfer auch verschiedene Formen des Verbiss-Schutzes. Hier dokumentieren die Forstleute die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen „Schutz-Umhänge“, beobachten diese mit Blick auf die heranwachsenden Bäume und das Ökosystem insgesamt und halten zudem die Aufwendungen an Geld und Arbeitseinsatz dafür fest. Diese Erfahrungen werden sie an Interessierte weitergeben.
Dank Förster Schäfer lernten die Kirchenvertreter auch die „Lieblingsspeisen“ des Wildes kennen, bekamen einen Schnellkurs in „Forst-Philosophie“ in Vergangenheit und Gegenwart und erfuhren u. a. auch viel Neues über die Marktentwicklungen bei Saatgut.
Anhand historischer Fotodokumente der lokalen Waldentwicklung, die das Forstamt gesammelt hatte, gab es für die Waldbesucher interessante Einblicke. Vor Ort konnten z. B. Bilder eines sturmgeschädigten Waldbereichs aus gleicher Perspektive jeweils im zeitlichen Abstand einiger Jahre betrachtet werden, was die selbstheilenden Kräfte des Waldes im Wachstum neuer Bäume sehr deutlich werden ließ.
Beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer u. a. auch von den Wärmemessungen der Forstfachleute. So ergaben Messungen im Staatswald Hachenburg am Nachmittag eines heißen Augusttages im Vorjahr, dass auf Freiflächen nach intensiver Sonneneinstrahlung knapp 54 Grad erreicht wurden! Im Laubwald wurden gleich 25 Grad weniger gemessen, und selbst auf den nicht geräumten Totholzflächen war es immerhin noch rund 20 Grad kühler als auf den sauber geräumten Flächen.
Für diese und viele weiteren Erkenntniszuwächse, die auch in die Beratungen der Kirchengemeinden einfließen sollen, dankte die Ausschussvorsitzende Petra Stroh dem engagierten Forstmann sehr herzlich: „Die Waldentwicklung wird bei uns allen ein wichtiges Thema bleiben und den Nachfolgegenerationen einiges abverlangen. Schön, dass wir im Austausch und Miteinander unsere Aufgaben angehen können!“
Waldentwicklung in Bildern: Förster Andreas Schäfer (Bildmitte) hatte Bilder von Waldarealen vor und nach Sturmschäden, Käferbefall oder Absterben aus verschiedenen Aufnahmejahren dabei und ließ die Umwelt-Interessierten aus dem Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen vom damaligen Aufnahmestandort aus die aktuelle Entwicklung in den Blick nehmen.
Noch stehen abgestorbene Fichten an vielen Waldstellen. Im Untergrund beginnt vielerorts schon deutlich sichtbar das neue „Waldleben“: teils gewollt angepflanzt, vielfach aber natürlich „hineingeweht“.
Text und Bilder: Petra Stroh