Stolpersteinverlegung während Altenkirchener Menschenrechtstage
Der Schutz der Menschenrechte ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit und auch in einer Demokratie wie der unsrigen sind Veranstaltungen, die dieses höchste Gut einer Gesellschaft zum Thema haben, immer wieder nötig. Genau das haben sich die 1. Altenkirchener Menschenrechtstage zur Aufgabe gemacht: Auf die unbedingte Notwendigkeit von Menschenrechten wie auch den daraus resultierenden Menschenpflichten hinzuweisen und Verstöße anzuprangern.
Die Auftaktveranstaltung fand am Montag, dem 19. September in der Aula der August-Sander-Schule in Altenkirchen statt. Im Zentrum stand ein Impulsvortrag von Dr. Peter Guttenhöfer unter dem Titel „Das Kind wird nicht erst ein Mensch, es ist ein Mensch!“, einem Grundprinzip des bedeutenden Pädagogen Janusz Korczak. Guttenhöfer stellte in dem Zusammenhang die zentralen Fragen, was eigentlich ein Mensch und ein Kind seien und zeichnete das Leben und Wirken Korczaks nach, der 1942 zusammen mit schutzbefohlenen Waisenkindern im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde.
Der Schutz der Menschenrechte und die Notwendigkeit von Menschenpflichten waren auch der Kern der Ansprache des Schulleiters Gerhard Hein und der Grußworte des Beigeordneten der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Rainer Düngen, und von Cornelia Binder, der Ehefrau des erkrankten Initiators und Projektleiters Jürgen Binder.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Lehrerband der Schule ausgestaltet. Ein besonderes Highlight war die eindringliche Tanzperformance einer Gruppe der Klasse 12 zum Thema „Erinnerung“ unter der Leitung und Mitwirkung von Eva-Maria Kagermann und Katharina Otte-Varolgil.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Martin Autschbach, dem Schulreferenten der Evangelischen Kirchenkreise Altenkirchen und Wied, der in seinem Vortrag die Geschichte der jüdischen Familie Fultheim aus Altenkirchen nachzeichnete und sich besonders freute, zwölf Nachfahren der Familie begrüßen zu können, die extra aus aller Welt angereist waren. Ein Nachfahre, Dr. Ilan Crohn, dankte stellvertretend und betonte, dass die Auftaktveranstaltung und die nachfolgende Verlegung von insgesamt zehn Stolpersteinen in der Bahnhofstraße und der Kölner Straße zum Gedenken an die Familie Fultheim eine einmalige Begebenheit auch für die anwesenden Familienmitglieder sei. „Diese Erinnerungskultur ist ein sichtbarer Baustein dafür, immer wieder neu darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, jeden Menschen als genau das anzusehen, was er ist: Ein Mensch. Wenn alle so denken würden, gäbe es womöglich keinen Krieg mehr“, sagte Dr. Ilan Crohn weiter und erhielt dafür großen Beifall.
Im Anschluss wurden unter Beteiligung von Schülerinnen und Schülern der August-Sander-Schule, den Nachfahren der Familie Fultheim, Mitarbeitern des Bauhofs und Martin Autschbach die Stolpersteine zum Gedenken an die Familie Fultheim in der Bahnhofstraße und der Kölner Straße verlegt. Am Dienstag, den 20. September wurden an verschiedenen Orten in der Kölner Straße neun weitere Stolpersteine zum Gedenken an die Familien Aron, Abraham und Isaac verlegt.