Abschied und verschiedene Neustarts
Abschied und verschiedene „Neustarts“: mit dem Eintritt des dienstältesten Pfarrers unseres Kirchenkreises, Eckhard Dierig (65), in den Ruhestand beginnt für die Kirchengemeinde Kirchen eine neue Ära. Erstmals wird künftig eine Pfarrerin die Gemeinde leiten, die selbst in wenigen Monaten auch nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt vorhanden sein wird. Die Fusion der beiden Kirchengemeinden Kirchen und Freusburg ist längst beschlossene Sache. Und die nun neugewählte Pfarrerin Sabine Keim wird – nach dem Dienstende der Freusburger Pfarrerin Almuth Germann in wenigen Monaten – dann Pfarrerin der neuen gemeinsamen Kirchengemeinde sein. (Mehr dazu siehe unten!)
Viele Ereignisse für die Gemeinde
In einem digital in die Gemeinde übertragenen Gottesdienst wurde Pfarrerin Sabine Keim gewählt.
Pfarrer Eckhard Dierig geht zum Monatsende in den Ruhestand. Er wird sich -pandemiebedingt – nur in einem kleineren Kreis in einem Gottesdienst von seiner Gemeinde und den Menschen, die ihn begleitet haben, verabschieden können. 38 Jahre lang wirkte Eckhard Dierig in Kirchen, davon 36 Jahre als gewählter Gemeindepfarrer. Nie zuvor in der langen Geschichte der Kirchengemeinde Kirchen (seit 1817) hat einer der vielen vorherigen Amtsinhaber so lange Pfarrdienst in Kirchen gemacht.
Beeindruckende Zahlen in der Bilanz
Auf ein reiches Pfarrerleben in Kirchen kann Eckhard Dierig zurückblicken: 1981 absolvierte er während seines Studiums ein Praktikum in Kirchen (beim damaligen Gemeindepfarrer Pfarrer Unkrig). 1983 – zum Start seines zweijährigen Vikariats – kam er erneut in die Sieg-Gemeinde. An diese Phase schloss sich die Vakanz-Verwaltung und ab 1986 dann – frischgewählt – der Pfarrdienst an.
36 Jahre Pfarrer in Kirchen: das bedeutet, dass er mehr als eine Generation von Menschen als Seelsorger begleitet hat. Es bedeutet aber auch u.a. die Zusammenarbeit mit zehn verschiedenen Presbyterien!
Allein in dem Bereich der Gemeindeleitung gab es somit zahlreiches Miteinander mit vielen Menschen, mit Haupt-, Ehrenamtlichen und Nebenamtlichen.
Dazu kamen viele Gemeindegruppen, Chöre, 38 Konfirmanden-Jahrgänge, die Zusammenarbeit mit den gemeindeeigenen Kitas (in Kirchen und Wehbach) und ihren Mitarbeitenden und den zahlreichen ganz jungen Gemeindegliedern, viele Amtshandlungen, das gern gepflegte Miteinander in Ökumene und Kommune, tausende von Gottesdiensten und die Zusammenarbeit mit wechselnden Kolleg:innen in der Region und im Kirchenkreis…
In seinen Erinnerungen wagt sich Eckhard Dierig an einige Rechnungen heran: danach hat er u.a. rund 1000 Taufen und Beerdigungen gezählt, die dazugehörigen Familien begleitet und rund 500 Konfirmand:innen durch ihre Lebensphase geleitet.
„Kirche bauen“ – wörtlich und übertragen
Wenn ein Gemeindepfarrer so lange an einem Ort verweilt, kommt er zumeist nicht an „Bauarbeiten“ vorbei. In die Dierig´sche Ära fielen u.a. die Innenrenovierung der Lutherkirche und vor allem auch die große Orgel-Renovierung. „So schön wie jetzt war das Innere der Orgel noch nie. Und auch ihr Klang ist so schön geworden. Das allein macht schon den Abschied aus Kirchen schwer“, schildert er. Wohlklingendes erfreut ihn überhaupt (s. u.); und dazu gehören auch die Glocken der Lutherkirche. Auch deren Klang – fein abgestimmt mit der katholischen Kirche nebenan – wird ihm sicher nach vielen Amtsjahren fehlen.
Hobbies passten prima zum Gemeindeleben
Der Chorgesang und das Fotografieren waren und sind persönliche Freizeitfreuden des Kirchener Pfarrers. Von beidem durfte die Gemeinde profitieren. Sei es, dass immer viel und gerne in Kirchen gesungen wurde und auch die Chöre ihre entsprechende Würdigung fanden; oder – nun in Zeiten der Online-Gottesdienste – dass Eckhard Dierig in den Videogottesdiensten für die Bildschirmgemeinde die Choräle ansingen konnte.
Über zahlreiche Bilder, die der Hobbyfotograf in sehr guter Qualität machte, konnte man sich immer wieder im Gemeindebrief freuen. In den Pandemiezeiten, die die letzten anderthalb Amtsjahre bestimmten, produzierte Eckhard Dierig täglich eine Andacht via soziale Netzwerke und untermalte auch diese jeweils mit einem „handgemachten“ Bild.
(Ein besonderer Dank der Öffentlichkeitsbeauftragten an Eckhard Dierig gilt an dieser Stelle auch für den engagierten Einsatz bei den kirchlichen Fernseh-Produktions-Möglichkeiten, die sich dem Kirchenkreis nach 2000 für einige Jahre eröffneten: Danke, Eckhard, auch für diesen tollen Dienst! Du hast vor und hinter der Kamera Wunderbares geleistet, warst dem Medium gemäß nervenstark und spontan und hast der Verkündigung ein frohes, telegenes Gesicht gegeben! DANKE! Es ist bitter, aber es gibt kein einziges Bild aus dieser Schaffensperiode…)
Blick war immer geweitet
Verlangte allein die Gemeindearbeit schon viel ab, so engagierte sich Eckhard Dierig zusätzlich auch stets jenseits der Grenzen seiner Gemeinde. Die Partnerschaftsarbeit – ob nach Grüneberg und Teschendorf (ehem. Gransee/Brandenburg), nach Codlea in Rumänien oder Izirangabu (Dem. Rep. Kongo) – lag ihm ebenso am Herzen wie kreiskirchliches Engagement, Mitarbeit und Leitung von kreiskirchlichen Ausschüssen und leitendes Handeln für die kirchlichen Altenheime.
Hier ein Überblick über seine verschiedenen Ämter, die er zeitweise oder jahrelang ausübte: Verantwortlicher im Kirchenkreis für das kirchliche Finanzwesen (NKF); Vertreter des Kirchenkreises im Jugendhilfeausschuss des Landkreises; Mitglied im Öffentlichkeitausschuss; Mitglied im Erwachsenenbildungsausschuss; Mitglied im Fachausschuss Kindertagesstätten; Mitglied im Aufsichtsrat der Altenzentren; Vorsitz im Fachausschuss Ehrenamt und auch zeitweise Vorsitz der Ökumenischen Sozialstation Betzdorf / Kirchen.
Über 20 Jahre Arbeit im Kreissynodalvorstand
Über 20 Jahre gehörte er dem kreiskirchlichen Leitungsteam an: schon 1988 wurde er in den Kreissynodalvorstand gewählt (als 2. stv. Skriba), im Juni 1992 übernahm er das Amt des Skriba, 1996 das des Assessors, und von 2000 bis 2008 wirkte Eckhard Dierig neben seinem Amt als Gemeindepfarrer auch als Superintendent des Kirchenkreises. Er folgte damals auf Superintendent Rudolf Steege, der in den Ruhestand gegangen war. (Foto: „Stabübergabe“ 2008. Auf Superintendent Eckhard Dierig (2.v.r.) folgte Andrea Aufderheide als Superintendentin des Kirchenkreises. Hier sind die Mitglieder der beiden Kreissynodalvorstände – bis und nach 2008 – auf einem Bild vereint).
Im Ruhestand geht es Richtung Meer
Ob das See-Bild im Hintergrund schon frühzeitig den Weg aufzeigte? (Auf dem Bild aus dem Archiv des Kirchenkreises übernahm der damalige Superintendent Dierig Münzspenden für ein landeskirchliches Projekt in der Behinderten-Arbeit).
Kurz nach seinem Eintritt in den Ruhestand wird Pfarrer Eckhard Dierig die Gemeinde an der Sieg auch persönlich verlassen. Sein Lebensweg soll nahe der Nordsee, in einem kleinen Ort am Jadebusen, eine Fortsetzung finden. Hier wird das Ehepaar Dierig künftig gemeinsam mit der Tochter und deren Lebensgefährten leben. Das Kirchener Haus wird von einem der beiden Söhne bewohnt bleiben und somit auch immer wieder für Besuche in der alten Heimat nutzbar sein.
Zum Abschied noch ein paar weitere bildhafte Erinnerungen:
Neue Pfarrerin kommt aus dem Hunsrück
Sabine Keim (54) aus Keidelheim/Hunsrück wurde in geheimer Wahl in einem Wahlgottesdienst in Kirchen zur neuen Pfarrerin der Gemeinde gewählt. Sie folgt auf Pfarrer Eckhard Dierig, der in wenigen Wochen in den Ruhestand tritt. Erstmalig in der rund 300jährigen Geschichte der Gemeinde Kirchen wird eine Frau die Seelsorge in der Gemeinde übernehmen. Ein weiteres Novum kommt obenauf: Pfarrerin Keim wird – nach dem Eintritt der Freusburger Gemeindepfarrerin Almuth Germann in den Ruhestand – auch Pfarrerin der neuen fusionierten Gemeinde aus Kirchen und Freusburg werden.
Viel Spannung lag also über den Entscheidungen und der Wahl einer neuen Gemeindepfarrerin. Pandemiebedingt konnte sich die Theologin der Gemeinde Kirchen (und immer mit eingebunden auch den Freusburgern) nur digital vorstellen. Ihr „Bewerbungsgottesdienst“ Anfang Mai wurde / wird auf dem You Tube-Kanal der Kirchengemeinde übertragen, und somit konnten sich alle bereits ein Bild von der künftigen Pfarrerin machen.
Auch der Wahlgottesdienst am 6. Juni – hier waren nur wenige Menschen direkt in der Kirche dabei – wurde/wird digital präsentiert. In Präsenz kamen in der Kirche die elf Mitglieder des Presbyteriums Kirchen und die Freusburger Gemeindeleitenden zusammen. Zugleich waren als „Wahlleiter“ Superintendentin Andrea Aufderheide und Pfarrer Stefan Turk als weiteres Mitglied des Kreissynodalvorstandes aktiv dabei.
Pfarrerin Sabine Keim, die selbst nicht in Kirchen anwesend war, freute sich, als sie über Telefon die Nachricht von der erfolgten Wahl erhielt. „Ich bin überwältigt und freue mich sehr!“
Zur Region Westerwald/Siegerland hatte sie bislang keine persönlichen Bezüge. Sie freut sich aber auf das Leben und Arbeiten hier. „Ich habe in meinem Leben sowohl Stadt- wie auch Landleben kennen- und schätzen gelernt“, schildert sie auf Nachfrage. Ihr derzeitiger Lebensraum nahe Simmern im Hunsrück gehört auch zu den ländlichen Bereichen der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Aus ihrer dortigen Arbeit, u. a. für den Kirchenkreis Simmern-Trarbach, weiß sie genau um die gerade anstehenden Veränderungsprozesse in Kirchengemeinden und auch um dem Druck, sich unter den äußeren schwierigen Rahmenbedingungen permanent verändern zu müssen.
Noch ist unklar, wann die Theologin ihre neue Stelle in Kirchen antritt. Nach dem Weggang Eckhard Dierigs Ende Juni wird Pfarrer Heinz-Günther Brinken aus dem benachbarten Betzdorf als Vakanzverwalter die Gemeinde übergangsweise betreuen. (Foto: privat)
Texte: Petra Stroh, Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen. Bilder: Kirchenkreis-Archiv (u.a. von P. Stroh, Hans-Jörg Ott).