Zum Kirchenjubiläum predigt der Präses

Noch wird fleißig am Turm und der Außenfassade der Kirche in Oberwambach gewerkelt. Bis zum großen Geburtstagsfest am Reformationstag soll die Oberwambacher Kirche wieder in bestem Glanz erstrahlen. 150 Jahre alt wird das zweite Gotteshaus der Kirchengemeinde Almersbach in diesem Jahr. Günstige Pandemie-Entwicklungen lassen (zumindest eingeschränkt) einen Feiertag zu. Die Predigt beim Festgottesdienst am Reformationstag, 14 Uhr, in der Oberwambacher Kirche hält der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel (Foto).

Dass der im Januar neu gewählte Präses seinen „Antrittsbesuch“ im Kirchenkreis Altenkirchen ausgerechnet in der kleinen Kirchengemeinde Almersbach absolviert, freut Gemeindepfarrer Joachim Triebel-Kulpe natürlich ganz besonders. Triebel-Kulpe war als theologischer Vertreter des Kirchenkreises Altenkirchen bei der (virtuellen) Landessynode im Januar dabei und konnte die Einladung nach Oberwambach übermitteln.

 

 

 

Besondere Bedingungen für den Jubiläumsgottesdienst

Auch wenn die derzeitige Pandemielage manches schon wieder erleichtert, kann der Festtag in Oberwambach nur unter besonderen Schutz-Bestimmungen begangen werden. Wer am Festgottesdienst am Reformationstag teilnehmen möchte, sollte sich in jedem Fall im Gemeindebüro (02681/2864) anmelden.

Festtagsglanz für die Kirche

Vor dem Jubiläumsgottesdienst werden nun Außenarbeiten an der Kirche durchgeführt: Kontrollen und Renovierungen an den äußeren Kirchenfenstern, der Dacheindeckung und ein neuer Außenanstrich ist fällig. Im kommenden Frühjahr wird dann die Kirche innen eingerüstet, dann erfolgt die Innenrenovierungen wie etwa die Erneuerung des Innenstrichs. Die Kirchengemeinde ist froh, dass sich Baukirchmeister Oswald Schüler bei all diesen Arbeiten immer engagiert kümmert, koordiniert und begleitet.

Viel Wissenswertes über die Kirche im Netz und als Film

Eine Festschrift zum Kirchen-Jubiläum wird es nicht geben. „Wir haben stattdessen bereits ganz viele Informationen zusammengetragen und im Gemeindebrief und auf der Homepage der Kirchengemeinde veröffentlicht“, erzählt Gemeindepfarrer Triebel-Kulpe. Auch zwei digitale „Kirchenführer“ sind abrufbar und weisen die Geschichte und Besonderheiten der beiden gemeindlichen Kirchen aus. Rechtzeitig vor dem Fest soll dort auch noch ein Imagefilm über die Oberwambacher Kirche fertiggestellt sein.

Der Geschichte der Kirche nachgespürt

Anka Seelbach aus Almersbach hat die handschriftlichen Unterlagen zum Kirchenneubau aus dem Archiv in Maschinenschrift übertragen. Diese Informationen bildeten die Grundlage für die Artikel, die Gemeindemitarbeiterin Jutta Zemlin für die Homepage der Kirchengemeinde verfasste. Im jüngsten Gemeindebrief hat Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe (Foto) einige persönliche Gedanken zu diesem Jubiläum im Gemeindebrief veröffentlicht:

 „Die Ev. Kirchengemeinde Almersbach stellt insofern eine Ausnahme dar, als sie nur einen Pfarrer, aber zwei Gotteshäuser hat: eine Kirche in Almersbach und eine im benachbarten Oberwambach.“ Mit diesen Worten beginnt der im letzten Jahr verstorbene Willi Wirth seinen Artikel über „die Dorfkirche in Oberwambach“, der 1992 im Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen abgedruckt wurde.
Obwohl deutlich größer, stand die Oberwambacher Kirche immer im Schatten der kleineren, aber älteren und aufgrund ihrer mittelalterlichen Wandbilder kunsthistorisch bedeutsamen Almersbacher Kirche. Dabei verfügt die schlichte Oberwambacher Kirche über ihren eigenen Charme. Ich bin sehr dankbar, dass wir in der Evangelischen Kirchengemeinde Almersbach über zwei Kirchen verfügen, die sich für ganz unterschiedliche Gottesdienstformen anbieten.
Der besondere Wert der Oberwambacher Kirche liegt für mich in ganz persönlichen Erlebnissen, die ich dort machen durfte und in dem großen Engagement, mit dem sich so viele Menschen seit über 150 Jahren für die Errichtung und die Bewahrung dieses Gotteshauses eingesetzt haben.
In der Oberwambacher Kirche wurden meine Frau und ich am 1. Advent 1999 in die hiesige Pfarrstelle eingeführt. Hier wurden unsere drei Söhne konfirmiert. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1.November 2017 durfte ich in der Kirche mein silbernes Ordinationsjubiläum feiern.

Generationen setzten sich für „ihre“ Kirche ein

 Ebenso beeindruckt mich der enorme Einsatz, mit dem der Bau dieser Kirche ermöglicht wurde und mit dem die nachfolgenden Generationen sie durch die Zeiten getragen haben. Die Oberwambacher Kirche hatte einen Vorgängerbau an anderer Stelle. Wir wissen nicht, wann die Kapelle, die an der Ecke Schulstraße/Im Heldengarten stand (heute befindet sich dort das Haus der Familie Aschenbrenner), errichtet wurde. Wegen Baufälligkeit wurde sie nach behördlicher Anordnung im Jahr 1842 geschlossen. Da eine Renovierung zu teuer gewesen wäre, erfolgte im Dezember 1847 ihr Abbruch. Im gleichen Jahr begann das Presbyterium mit den Vorbereitungen für einen Kirchenneubau in Oberwambach. Aber wie sollte eine „arme“ Gemeinde dieses Projekt finanzieren? Der preußische König wurde um ein Gnadengeschenk und der Gustav-Adolf-Verein um Unterstützung gebeten. 1868 bewilligte die hohe Provinzialsynode eine Hauskollekte in dem Gebiet der Rheinischen Kirchenprovinz. Im Archiv befindet sich eine Liste mit den Namen von Gemeindegliedern, die in die jeweiligen Kirchenkreise reisten, um das Geld, das dort gesammelt worden war, in Empfang zu nehmen. Im April 1869 beauftragte das Presbyterium den Baumeister Hermann Vogeler, der 1865 die Schöneberger Kirche errichtet hatte, mit den Planungen für den Neubau, der vom Bauunternehmer Wilhelm Dickel realisiert wurde. Am 18. Mai 1870 erfolgte die Grundsteinlegung und am 25. Oktober 1871 wurde die Kirche feierlich in Dienst gestellt.

Veränderungen prägen das Gebäude

Bei dem Bombenangriff auf Oberwambach am 25. März 1945 erlitt die Kirche nur geringe Schäden – eine der drei Glocken zersprang. 1956 wurde unter der vergrößerten Empore ein Gemeinderaum eingebaut. Zum 100-jährigen Jubiläum der Kirche wurden die drei Glasfenster, die ursprünglich für die Almersbacher Kirche hergestellt waren, in die Chorapsis eingesetzt. Im Jahr 1976 bedurfte die Kirche einer umfassenden Renovierung, die 2 1/2 Jahre dauern sollte. Die Bänke wurden durch Stühle ersetzt, die Wände und die Decke mit hellen und dezenten Farben gestrichen, der Fußboden und die Heizung wurden erneuert. Im Herbst 1979 erfolgte der Einbau der neuen Orgel (hergestellt von der Firma Künkel aus Lund). Der Innen- und Außenanstrich wurden 2002 erneuert. Mit Spendengeldern konnten fünf Antependien in den liturgischen Farben mit dem Motiv des „Schattenkreuzes“ gekauft werden. Das Altarkreuz, die beiden Kerzenleuchter, der Globusleuchter, der Osterkerzenleuchter sowie der Ambo wurden von Harald Bitzer hergestellt. Die Holzarbeiten beim Ambo wurden von Heinz Marth (Schöneberg) ausgeführt. Durch den Einbau einer Wandheizung im Jahr 2018 konnte die feuchte Wand zur Kirchstraße hin trockengelegt werden.

Dankbar für die Bewahrenden und die Bewahrer

Seit Anfang September wurde dann die Kirche außen eingerüstet, damit vor dem Festgottesdienst am 31. Oktober 2021 der Außenanstrich erneuert und die Fenster saniert werden können. Die Innenarbeiten sollen dann Anfang nächsten Jahres erfolgen. Sehr herzlich bedanken wir uns bei Marlene Ascheid und Bernd Wehler, die alte Fotos der Kirche zur Verfügung gestellt haben, bei Gertraude Langkutsch geb. Amthauer, die Predigten ihres Vaters herausgesucht hat und bei Anka Seelbach, die die handschriftlichen Unterlagen zum Kirchenneubau aus dem Archiv transkribiert hat. Ein besonderer Dank gilt den Baukirchmeistern, die in den letzten Jahrzehnten für den Erhalt der Kirche besondere Verantwortung trugen: Ernst Seiler, Wilhelm Ersfeld, Heinz Gehrig, Mathilde Langenbach, Walter Nöllgen, Harald Bitzer und Oswald Schüler sowie bei allen anderen Presbyterinnen und Presbytern. 150 Jahre Ev. Kirche Oberwambach: ein Grund zum Feiern und zur Dankbarkeit. Joachim Triebel-Kulpe

 Fotos: Joachim Triebel-Kulpe/privat/EKiR.de