Bewegte Zeiten – Segelfreizeit 2019

Spätestens als uns unser Kapitän und „Skipper“ Henri auf seinem Zweimast-Klipper mit seinen wehenden Friedensflaggen begrüßte, wurde auch dem Letzten klar, dass zwei Wochen mit 28 Personen auf einem Schiff eine besondere Zeit bedeuten würden. Eine Jugendfreizeit im einem Haus in Norwegen oder in einem Zeltlager auf Korsika hat einen ganz anderen Charakter, als jeden Tag von Wind, Wetter und Gezeiten abhängig zu sein und sich praktisch nicht aus dem Weg gehen zu können. Mit voller Absicht hat Henri sein Schiff deshalb „Utopia“ genannt, denn die Zeit an Bord sollte für jeden so gut wie möglich werden – jeder sollte das Glück der Freiheit in einer Rückhalt gebenden Gemeinschaft und in Verbundenheit mit der Natur erfahren können. Eine zeitlich begrenzte „Utopie“ eben – eine „heile Welt“.

Henri und sein Maat („Matrose“) Markus haben uns dann tatsächlich für zwei Wochen ihr Schiff und sogar ab und an das Ruder überlassen – wir durften es in Beschlag nehmen für verrückte Aktionen, Spiele, Gesprächsgruppen, abwechslungsreiche Mahlzeiten und natürlich auch für Ausruhen und Entspannung. Denn dafür war immer wieder Zeit, auch wenn der Tag geprägt war vom Segel hissen, Schoten heranholen und auffieren, Kurswechseln, Segelmanövern und vor allem dem Kreuzen gegen den Wind. So eingeführt in das Seglerleben befuhren wir die ehemalige Zuiderzee, das jetzige IJsselmeer und Marker Meer, sahen Dörfer und Städte wie Kampen, Urk, Lemmer, Enkhuizen und Harlingen. Angelegt haben wir auch an den Inseln Vlieland und Terschelling, die wir einen Tag lang auf Fahrrädern erkundet haben. Ein Höhepunkt war dann das „Trockenfallen“ unseres Plattbodenschiffs mitten im Wattenmeer vor Vlieland.

Der Besuch im Zuiderzee-Museum, einem sehr empfehlenswerten, historischen Freilichtmuseum in Enkhuizen, und vor allem Amsterdam mit seiner Größe, seinen Menschenmassen, aber auch mit seinen Gässchen und Grachten werden uns in Erinnerung bleiben. In Amsterdam verbrachten wir gleich einen ganzen Tag und lagen gegenüber vom Hauptbahnhof in einem berühmten Künstlerviertel.

Immer wieder haben uns Themen des Glaubens beschäftigt. Unter der Frage: „Was bewegt Gott?“ sind wir dem Propheten wider Willen Jona begegnet, der erleben musste, dass Gott viel barmherziger ist, als Jona das mit seinem menschlichen Verständnis von Gerechtigkeit akzeptieren konnte. Wir haben über Lebensthemen wie die Zukunft, Freunde, Liebe und Glück gesprochen. Mit dem Verbrecher Barabbas haben wir mitgefühlt, wie es ist, wenn einer anderer die Konsequenzen unseres Fehlverhalten trägt, so wie Jesus die Schuld der Menschheit auf sich genommen hat.

In den zwei Wochen wuchsen das junge und sehr engagierte Freizeitteam und die Teilnehmenden zusammen. Freundschaften sind entstanden oder wurden gefestigt. Konflikte wurden angegangen und ausgetragen, und danach konnte man sich wieder in die Augen schauen. Eine andere Möglichkeit bleibt auch fast nicht auf so engem Raum. Der Schiffsname „Utopia“ und die Friedensflaggen haben das ihre dazu beigetragen. Echter Frieden auf dieser Welt wird vermutlich zwar immer eine Utopie bleiben, aber sie weist in die Zukunft, und wir können zu Recht darauf hoffen, dass Gott einmal den Frieden vollenden wird, den er mit Jesus aus Nazareth begonnen hat zu bauen. Wir freuen uns schon auf die nächste Segelfreizeit in drei Jahren.

Bericht: Kirchengemeinde Daaden/Gemeindebrief „Hahnengel“