Aufruf zum Gebet gegen den Krieg im Osten Kongos

(Von Pfarrer Robert Byamungu)

Die Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich seit März dieses Jahres wieder dramatisch zu. Schon zu Beginn des Jahres zeigte sich, dass die Rebellenbewegung M23 im Gebiet von Rutshuru (einer großen Stadt nördlich von Goma) wieder aktiv geworden ist. Seitdem nehmen die Auseinandersetzungen mit der regulären kongolesischen Armee um die Kontrolle der Berge um Runyoni und Tchanzu an Intensität zu. Gleichzeitig finden in Nairobi Friedensgespräche der kongolesischen Regierung mit allen bewaffneten Gruppen über ihre eventuelle Entwaffnung und soziale Wiedereingliederung statt.

Die Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und der Rebellenbewegung M23 führten zur großflächigen Vertreibung der Bevölkerung in dieser Region. Seit dem 18. Mai hat sich die Situation noch einmal erheblich zugespitzt. Die M23 wurde zunächst von zwei der von ihr besetzten Hügeln vertrieben. Sie umging in der Folge die Stellungen der kongolesischen Armee in Rutshuru und eröffnete neue Fronten im Gebiet von Nyiragongo, insbesondere in den Städten Kibumba und Buhumba, nur 30 km von Goma entfernt. Der Kampf zwischen der kongolesichen Armee und der M23 in der Stadt Kibumba führte auch zur Blockade des Verkehrs auf der wichtigen Nationalstraße N4 (Goma-Rutshuru-Butembo) sowie in Richtung der ugandischen Grenze in Bunagana. Viele Transporte stecken in der Folge in Kiwanja und Bunagana fest. Dies führt schon jetzt sichtbar zu einem Mangel in der Grundversorgung der Millionenstadt Goma und Umgebung.

Auch für die Zivilgesellschaft haben die Kämpfe dramatische Folgen. Laut einer UNHCR-Meldung sind „seit allein dem 19. Mai 72.000 Menschen auf der Flucht“. Mehr als 7.000 flohen auf der Suche nach Sicherheit nach Uganda. Andere machten sich auf den Weg nach Goma und versammelten sich ohne jegliche Hilfe in Klassenzimmern und Kirchen, z.B. in den Dörfern Kibati und Kanyaruchina. Mehrere Familien wurden in Goma aufgenommen, wohlgemerkt in anderen Familien.

Die ruandische Armee wird verdächtigt, die M23-Rebellion zu unterstützen.

Vor Ort wurden in den Kampfgebieten Militäruniformen und Waffen der ruandischen Armee entdeckt. Der Sprecher des Militärgouverneurs von Nord-Kivu, Brigadegeneral Ekenge Bomusa, gab am vergangenen Mittwoch, dem 25. Mai, bekannt, dass die Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo (FARDC) mehrere Waffen und militärische Gegenstände in Kibumba sichergestellt haben. Dies beweist aus Sicht der FARDC und der dort lebenden Menschen, dass die M23 von Ausrüstung und militärischen Ressourcen profitiert, die in Ausgereiftheit und Umfang den normalen Ausrüstungen bewaffneter Gruppen im Ostkongo erheblich überlegen sind.

Zwei ruandische Soldaten der Rwanda Defence Force (RDF) wurden von der Armee der Demokratischen Republik Kongo (FARDC) während der Kämpfe gefangen genommen. Diese waren offenbar mehrere Tage lang mit den Rebellen der M23 im Rutshuru-Territorium in der Provinz Nordkivu unterwegs und in Kämpfe auf kongolesischem Boden involviert. Am Samstag behauptete Ruanda, dass diese beiden Soldaten von Hutu-Rebellen entführt worden seien.

Die kongolesische Regierung sieht sich in der Ansicht bestärkt, dass Ruanda den Friedensprozess in Nairobi unter allen Umständen verhindern will. Gerade weil alle bewaffneten Gruppen gerade dabei waren, einen gangbaren Friedensweg einzuschlagen, sieht sich die DR Kongo nun zum Handeln gezwungen. So beschloss sie unmittelbar, der Fluggesellschaft „Rwandair“ die Landerechte auf kongolesischem Boden zu entziehen. Die wirtschaftlich und flugtechnisch sehr wichtige Verbindung war erst vor Kurzem wieder aufgenommen worden. Auch die Verhaftung des ruandischen Botschafters in der DR Kongo gehört zu den Gegenmaßnahmen, die getroffen wurden, ebenso wie die Ausweisung der M23, die ab sofort als „terroristische“ Bewegung gilt.

Von daher ist die Situation in der Region sehr kritisch, weil sich die beiden Nachbarländer fast auf allen Ebenen gegenseitig beschuldigen. Das bedeutet nichts anderes als eine dramatische Eskalation der Lage. In Goma leben die Menschen in Angst.

Bitte betet für uns, damit Gott uns hier im Ostkongo beisteht und uns wieder Frieden schenkt. Wir sind so lange durch so viele Kriege geschwächt, gedemütigt und ausgenutzt. So viele können einfach nicht mehr. Verzweiflung macht sich breit und die unfassbar vielen Menschen, die durch Traumata aller Art gezeichnet sind, lähmen uns alle. Betet auch, dass die Hoffnung nicht aufhört.

Mit geschwisterlichen Grüßen

Robert Byamungu